2003 flackerte nach sieben glorreichen Staffeln die letzte Folge von Buffy über die Bildschirme. 2003 – erinnert ihr euch noch? Das war vor Vampire Diaries und den Glitzervampiren von Twilight. Und nun, 21 Jahre nach der ersten Episode, soll Buffy wieder auferstehen, wie unter anderem der The Guardian berichtet. Quasi erneut – schließlich starb sie Ende der fünften Staffel schon einmal.

Fortsetzungen und Neuauflagen sind seit einigen Jahren das heiße Ding im Fernsehgeschäft. Gilmore Girls und Akte Xfeierten kürzlich ihr Revival, Charmed und Sabrina werden nun ebenfalls wiederbelebt. Ob es an Ermangelung neuer Ideen liegt oder schlicht eine naheliegende, einfache Möglichkeit ist, um die jüngere Zielgruppe zu erreichen – ich weiß es nicht. Ist letztlich aber auch nicht so wichtig. Denn offenbar ist weiterhin Bedarf an übernatürlichen Stories und starken Held*innen. Und wenn ich mir die Nachrichten und die Realität so angucke, kann ich das durchaus nachvollziehen.

Warum Buffy so sehenswert war

Buffy war mehr als nur ein übermenschliches Wesen. Denn während sie mehr als einmal die Apokalypse verhinderte, stritt sie sich unter anderem mit ihrer Mutter, hangelte sich mit Müh und Not durch die High School und ging eine eher ungesunde Beziehung mit einem leicht psychopathischen Vampir ein. Sie war nie perfekt und das war großartig. Aber auch die anderen Charaktere, die in den Jahren eine enorme Entwicklung durchgemacht haben, waren wichtig. Xander, Willow, Tara, Anya, Oz, Spike, Angel: Jede*r von ihnen war auf seine*ihre Weise ein*e Außenseiter*in, der*die seine*ihre ganz individuellen Probleme hatte. Gemeinsam jedoch waren sie unbezwingbar. Und genau das machte die Stärke der Serie aus.

Klar, etwas, das so gut war, hinterlässt eine Lücke. Andererseits ist die Serie abgeschlossen, die Geschichte zu Ende erzählt. Als ich von den Wiederbelebungsplänen hörte, war ich deswegen zunächst skeptisch. Muss das nicht von vornherein scheitern? Nun, bisher ist einfach viel zu wenig über das Remake bekannt, als dass wir uns jetzt schon eine wirkliche Meinung bilden können.

Was wir bisher überhaupt über die Neuauflage wissen

  1. Buffy-Erfinder und -Regisseur Joss Whedon wird erneut mit von der Partie sein – aber nur als ausführender Produzent. Das lässt die Frage offen, inwiefern er die Geschichte rund um die neue Jägerin tatsächlich beeinflussen wird.
  2. Statt Whedon wird Monica Owusu-Breen als Showrunnerin tätig werden und in dieser Funktion die neue Serie konzeptionieren und leiten. Das ist eine verdammt gute Wahl und sollte allen Fans Mut machen. Denn nicht nur hat sie durch Serien wie Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D., Lost, Alias und Fringe jede Menge Erfahrung, sie ist auch ein selbsterklärtes Buffy-Fangirl.
  3. Die neue Buffy, beziehungsweise die neue Jägerin, soll eine bisher noch ungenannte Person of Color sein, der Cast diverser.
  4. Die Neuauflage der Serie soll in der heutigen Zeit spielen und auf der Mythologie der Originalserie fußen. Offen bleibt vorerst noch, inwiefern zum Beispiel die Comics, die im Anschluss an die siebte Staffel die Geschichte weitererzählen, einbezogen werden.

Die Planung steht offensichtlich noch am Anfang. Noch ist auch gar nicht klar, wann genau die Jägerin wieder pflockenderweise über den Bildschirm flaniert. Wir haben also noch jede Menge Zeit, uns Gedanken zu machen, was wir uns vom Buffy-Remake wünschen.

So sollte die neue Serie sein

Bitte keine neue Buffy Summers

Wie schon Owusu-Breen selbst sagte:

Es gibt nur eine Buffy Summers, und die kann und soll nicht kopiert werden. (Genau genommen gab es durch das Feature von Whedon aus dem Jahr 1992 vor Sarah Michelle Gellar zwar schon eine Buffy, aber ich will mal nicht kleinlich sein.) Die neue Serie wird sich also hoffentlich nicht um eine neue Buffy drehen, sondern nur um eine neue Vampirjägerin. Das würde sogar mit der Originalserie zusammenpassen: Dort gab es am Ende schließlich auch mehr als nur eine Jägerin.
Ich will wieder starke Heldinnen sehen

Klar war die Person Buffy der Kern der Serie, aber eigentlich geht es doch darum, was die Rolle der Jägerin verkörpert. Wie schon die Figur der Sarah Connor in den Terminator-Filmen in den 1980ern und Anfang der 90er, steht die Jägerin für den Archetyp einer feministischen Heldin: unabhängig, stark, aber niemals perfekt. Vom Schicksal ungefragt auserkoren stellten sich sowohl Buffy als auch Faith ihrer Verantwortung und damit vor all jene, die ihren Schutz brauchten. Den Preis, den sie dafür zahlten, war mitunter hoch – doch sie waren bereit, ihn für andere in Kauf zu nehmen. Genau das macht eine Heldin aus. Und genau das brauchen wir heute wieder.

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Gebt uns Diversität

Buffy ohne die anderen Charaktere ist schlicht undenkbar. Und es sind die normalen, scheinbar unauffälligen, die wir jetzt auch wieder brauchen. Diejenigen, die in Serien sonst nicht sichtbar sind. Mit einer Person of Color als neue Jägerin ist der erste Schritt in Sachen Vielfalt schon mal gemacht. Ich hoffe aber, dass Owusu-Breen an dieser Stelle nicht aufhört. So wäre es unter anderem schön, wenn man dieses Mal nicht bis zur vierten Staffel warten würde, bis ein nicht-heterosexueller Charakter (Tara) eingeführt wird. Die Welt besteht schließlich nicht nur aus weißen cis Amerikaner*innen mit dem Körper eines Covermodels – die neue Serie sollte das dementsprechend abbilden. Denn nur dann hat die Neuauflage wirklich das Potenzial, die nötigen Emotionen bei den Fans wachzurufen und die gleiche Begeisterung wie beim Original zu entfachen.
Die neue Vampirjägerin soll wütend sein

Vor allem aber will ich die Jägerin wütend erleben. Nicht nur auf irgendwelche Kreaturen, die aus höllenschlundartigen Ortschaften gekrochen kommen. Mir ist schon klar, dass Buffy eine Mysteryserie ist und es vorrangig um Vampire und anderen dämonischen Unrat geht – aber die neue Serie kommt erst wirklich im Hier und Jetzt an, wenn sie auch Probleme widerspiegelt, die in der realen Welt existieren. Vor allem, wenn die neue Jägerin eine Person of Color ist, sollten Themen wie Rassismus und Diskriminierung nicht einfach ausgeklammert werden.

Die neue Jägerin soll wütend sein, weil ich es auch bin. Weil die Welt, so wie sie ist und sich entwickelt, eine*n nur wütend machen kann. Und es hilft zu sehen, wie sich jemand nicht phlegmatisch in der Filterblase verkriecht, sondern sich der Welt stellt. Und sei es nur in einer Serie mit einem Pflock.

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Ich will mehr als nur seichte Unterhaltung

Während es bei (durchaus unterhaltsamen) Serien wie Vampire Diaries oder The Originals vor allem um Rivalitäten, Machtspiele und ein munteres Potpourri an Liebeleien der verschiedensten Art geht, brauche ich das bei Buffy nun wirklich nicht auch noch. Ich möchte die neue Jägerin zweifeln, kämpfen, stürzen und weiterkämpfen sehen. Ich möchte Charaktere, die all die Gefühle haben, die ich auch habe, die jede Facette des Lebens durchmachen und dennoch niemals aufgeben. Ich brauche kein Happy End bei jeder Folge, ich brauche eine Heldin, die für die Dinge kämpft, die ihr wichtig sind. Die niemals perfekt sein muss, aber stets für das steht, wonach wir alle streben sollten: Mut, Loyalität, Freund*innenschaft und Leidenschaft. Das und nicht weniger wünsche ich mir. Und ich halte das für durchaus machbar.