"Ich bin Chinese, aber ich bin kein Virus", steht auf Französisch auf dem Blatt Papier, das Lou Chengwang auf Twitter in die Kamera hält. Er wisse, dass viele Menschen Angst vor dem Virus hätten, doch er bittet: keine Vorurteile. Der junge Mann ist einer von tausenden Nutzer*innen, die sich in diesen Tagen in den sozialen Medien unter #JeNeSuisPasUnVirus gegen rassistische Äußerungen und Anfeindungen aufgrund des Coronavirus wehren.

Eine junge Französin asiatischer Herkunft hatte mit dem Hashtag zu Beginn der Woche dazu aufgerufen, Erfahrungen zu teilen. "Die Gesundheitskrise des Coronavirus hat rassistische Parolen in den Medien und den sozialen Netzwerken hervorgerufen", schreibt sie in ihrem Aufruf. Es ist die Rede von Menschen, die sich in der U-Bahn wegsetzen oder andere dazu auffordern, eine Maske zu tragen.

In Frankreich hatte zuvor die Regionalzeitung Le Courrier Picardmit dem Foto einer Chinesin mit Maske und der Schlagzeile "Alerte Jaune" (auf Deutsch: "Gelber Alarm") getitelt. Das Blatt entschuldigte sich später, damit eines "der schlimmsten Stereotype" gegen Asiat*innen reproduziert zu haben. In Südkorea haben bereits über 500.000 Menschen eine Petition unterzeichnet, die sich für ein vorübergehendes Verbot von chinesischen Besucher*innen im Land ausspricht. Ebenso in Malaysia: Hier fordern Hunderttausende in einer Onlinepetition ein Einreiseverbot für Chines*innen. Darin wird der chinesischen Bevölkerung eine "unhygienische Lebensweise" unterstellt. In beiden Ländern liegen die bisherigen Infektionsfälle im einstelligen Bereich.

WHO spricht sich gegen Reisebeschränkungen mit China aus

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Ausbreitung des Coronavirus am Freitag als "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" eingestuft. Verbunden sind damit konkrete Empfehlungen an Staaten, um eine weitere Ausbreitung einzudämmen. Die größte Sorge sei, dass sich das Virus in Ländern mit einem schwachen Gesundheitssystem ausbreiten könnte. Reise- oder Handelsbeschränkungen mit China lehnt WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus aber ab. Auch das Robert-Koch-Institut erwartet zurzeit keine ähnlich hohe Anzahl von Todesfällen wie beim Ausbruch des SARS-Virus 2002.

In Bayern hat sich derweil eine fünfte Person mit dem Coronavirus infiziert. Es handelt sich um einen weiteren Mitarbeiter der Firma, bei der auch die bisherigen vier Betroffenen angestellt sind.