Als die Schüler*innen der US-amerikanischen San Benito High School in Hollister, Kalifornien, nach den Sommerferien in die Schule zurückkehrten, hielt der erste Tag bereits eine Überraschung bereit. Im warmen Kalifornien eigentlich nichts Besonderes und modisch gerade angesagt, trugen einige der Schülerinnen schulterfreie Oberteile. Obwohl diese Art von Kleidung anscheinend vorher immer ignoriert wurde, schmeckte das der Schulleitung plötzlich gar nicht mehr. Laut schulischer Kleiderordnung dürften die Mädchen so nicht herumlaufen, hieß es.

Insgesamt 50 Mädchen seien zum Direktor zitiert worden, berichtet Yahoo Style. Die Wahllosigkeit der Anordnung konnten viele nicht nachvollziehen: Spontan entschieden ein paar Schüler*innen, gegen die Kleiderordnung zu protestieren. Wie? Indem sie erst recht schulterfreie Kleidung anzogen – auch die Jungs. Sie wollten vorführen, dass die Reaktion auf die freigelegten Schultern der Mädchen ziemlich sexistisch ist.

Die Schule hätte den Schüler*innen gesagt, dass die Kleiderordnung dafür da sei, die Kinder zu beschützen, aber er finde es einfach nur sexistisch, erklärt Andrei Vladimirov, einer der protestierenden Schüler, der HuffPost. Frauen bestimmte Kleidung zu verbieten, um sie zu beschützen, sei schädlich: "Es unterminiert den Kraft und den Willen von Frauen."

Ich finde, es ist lächerlich, dass wir gegen die Schulleitung kämpfen müssen, damit wir Shirts tragen dürfen, die niemandem wehtun.

Die Kleiderordnung sei in den zwei Jahren, in denen sie an der Schule sei, nie ein Thema gewesen, erzählte eine Schülerin gegenüber Yahoo Style. In diesem Schuljahr liefen die Dinge aber offensichtlich anders. "Ich finde, es ist lächerlich, dass wir gegen die Schulleitung kämpfen müssen, damit wir Shirts tragen dürfen, die niemandem wehtun." Die Schulleitung wolle ihre Schüler*innen beschützen, doch die 16-Jährige verstünde nicht, wovor. Sie würde sich wünschen, dass die Schulleitung ihre Zeit und Energie lieber für etwas anderes nutzen und mehr Speiseausgabewagen in der Cafeteria anbieten würde, um die langen Schlangen zu reduzieren.

Kleiderordnung und Modetrends passen nicht zusammen

Schulleiter Adrian Ramirez sagte zu Yahoo Style, dass sich die Kleiderordnung im neuen Schuljahr nicht geändert habe. Schulterfreie Shirts und Tube Tops seien noch nie erlaubt gewesen. Nach einem Gespräch mit den Schüler*innen hätte er aber festgestellt, dass schulterfreie Oberteile gerade ein Modetrend seien und deshalb nach den Sommerferien auf einmal so viele Mädchen damit herumliefen."Manche Schüler*innen behaupten, dass wir keine schulterfreien Oberteile erlauben würden, weil die Jungs nicht abgelenkt werden sollen, aber das stimmt so definitiv nicht. [...] Egal, ob du ein Schüler oder eine Schülerin bist, es liegt in deiner Verantwortung, dich nicht ablenken zu lassen, ganz unabhängig von deinem Geschlecht

", erklärte Ramirez die Situation.

[Außerdem auf ze.tt: Dekolletés und bauchfreie Shirts verbieten? Solche Schulordnungen sind sexistisch]

Ihm ging es vor allem darum, dass die Kleiderordnung eingehalten würde. "Unser erstes Ziel ist es, dass jede*r Schüler*in davor geschützt ist, mit Absicht oder unabsichtlich ein Opfer von Demütigungen zu werden", schreibt er in einem Brief an alle Schüler*innen. "Unser zweites Ziel ist, unsere Schüler*innen auf die Arbeitssuche und -welt vorzubereiten [...] Als akademische Institution ist es unsere Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft, dass wir die Parameter Dresscode setzen und einhalten." Jungs sollten da genauso behandelt werden wie Mädchen. Die Schule würde sich – auch rückblickend – noch einmal anschauen, wie sie die Kleiderordnung beständig thematisieren können, was einige Schüler*innen kritisiert hätten.

Nichtsdestotrotz zeigte der kleine Protest Wirkung. Das Gespräch mit den Schüler*innen inspirierte Ramirez dazu, ein Schülerkommittee ins Leben zu rufen, um die Kleiderordnung weiter zu diskutieren. Außerdem will er das Thema in der nächsten Lehrerkonferenz noch einmal ansprechen.