Beim nächsten Menschen wird alles anders – das dürfte einer der am meisten gefassten und wieder verworfenen Vorsätze nach einer gescheiterten Liebe sein. Wir sollen und wollen aus unseren Beziehungsfehlern lernen, uns weiterentwickeln, Krisen, Kummer und Schmerz vermeiden. Und dann landen wir doch wieder bei dem*der narzisstischen Dunkelhaarigen mit dem latenten Bindungsproblem. Seufz.

Einer der wichtigsten Gründe dafür: Wir stehen offenbar einfach auf die gleiche Art Mensch und haben ein bevorzugtes Beuteschema. Das zumindest haben unlängst kanadische Psycholog*innen in einer Studie herausgefunden.

Die Studienautorin Yoobin Park von der University of Toronto sagt: "Es ist üblich, sich nach dem Scheitern einer Beziehung jemanden mit einer anderen Persönlichkeit aussuchen zu wollen. Aber unsere Forschung zeigt, dass es eine starke Neigung dazu gibt, wieder einen ähnlichen Menschen zu daten."

Wie die Motten zum Licht

Gemeinsam mit Professor Geoff MacDonald hat Yoobin Park für ihre Studie die Ähnlichkeit verflossener und aktueller Partner*innen von Befragten untersucht. Dazu nutzte sie Daten und Fragebögen einer deutschen Langzeitstudie mit mehr als 300 Teilnehmenden. Ergebnis: Die Ähnlichkeit zwischen Ex und Aktuell ist tatsächlich ziemlich ausgeprägt; laut Park und Co-Autor MacDonald gehe das auch deutlich über die Tendenz hinaus, sich jemanden zu suchen, der einem selbst gleicht.

Außerdem belegt die Untersuchung, dass extrovertierte Personen mit Interesse an neuen Erfahrungen in Sachen Partner*innenwahl etwas flexibler sind. Sie haben weniger wahrscheinlich eine Beziehung mit jemandem, der ihrem*r Ex-Partner*in gleicht, heißt es in der Studie.

Aber woran liegt es, dass wir grundsätzlich immer wieder auf die gleichen zweibeinigen Probleme fliegen wie die Motten zum Licht?

Wir suchen Darsteller*innen fürs perfekte Drama

Die Verpackung ist weniger entscheidend als der Inhalt; nichts spricht gegen einen bevorzugten optischen Typus. Problematisch wird das Beuteschema allerdings, wenn die Charakterzüge von Ex und Neu sich ähneln.

"Wir wählen Menschen, weil sie uns an etwas erinnern. Meist traurigerweise an ungelöste Traumata aus unserer Kindheit", erklärt dazu Partnersuche-Expertin und Beziehungscoachin Nina Deißler und liefert ein Beispiel: "Wenn wir bei einem Elternteil immer um Anerkennung kämpfen mussten und das nicht verarbeitet haben, suchen wir uns als Erwachsene gerne Menschen als Partner, bei denen wir das gleiche erleben."

Anders gesagt: Wir bauen unbewusst die Bühne für ein ungelöstes Drama aus unserer Kindheit und besetzen das Stück dann mit passenden Darsteller*innen. In der Hoffnung, dass es doch irgendwann mal anders ausgehen müsse. (Spoiler: tut es meist nicht.)

"Wir machen das nicht bewusst und kämpfen mit den vollkommen falschen Mitteln. Enttäuschung ist quasi vorprogrammiert", sagt Nina Deißler. Aber keine Sorge, es gibt da eventuell Lösungen.

Bye-bye, toxisches Beuteschema!

Wer von Beziehung zu Beziehung mäandert und immer wieder die gleichen Schwierigkeiten vorfindet, sollte irgendwann stutzig werden. Und dann gucken, woran das wohl wirklich liegen könnte. Denn so schräg das auch klingen mag: Wenn du dir immer wieder Partner*innen aus dem gleichen Beuteschema suchst und dann eine Bruchlandung hinlegst, liegt das Problem ziemlich wahrscheinlich nicht bloß bei den Partner*innen.

Die erste Frage lautet also: Welche Charakterzüge und Persönlichkeitsmerkmale ziehen dich an und was steckt eigentlich dahinter? Jemand, der zum Beispiel abenteuerlustig, aufregend und unabhängig ist – was ja erst mal faszinierend klingt – ist nicht selten auch eher bindungsunfreudig und unzuverlässig.

Die nächste Frage wäre dann beispielsweise: Warum zum Teufel findest du genau solche Menschen schier unwiderstehlich? Tja, das ist nicht so ganz einfach zu beantworten.

Bei diesem Prozess können Profis unterstützen. "Es kommt häufig vor, dass Menschen ihr Beuteschema verändern nach einem Coaching – wenn sie herausfinden, wo der Ursprung ihres 'Geschmacks' liegt", sagt auch Nina Deißler. "Dann verschwindet in der Regel auch das Bedürfnis, einen solchen Menschen wieder als Partner haben zu wollen. Das eigene Verhalten verändert sich und man zieht nicht mehr solche Situationen an."

Denn erst, wenn ursprüngliche Missverständnisse geklärt sind und ein mögliches Trauma aufgelöst ist, kann sich ein toxisches Beuteschema verändern und eine erfüllte Beziehung möglich sein. Und das war’s dann für den*die narzisstische*n Dunkelhaarigen mit Bindungsproblem.

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