Zugegeben, Trennungen sind der emotionale Super-GAU. Wurdest du verlassen, fühlst du dich allein und ungeliebt – bist du gegangen, fühlst du dich schuldig. Arbeiten ist unmöglich, Lernen sowieso, und wenn du dann noch hinter deinem Bett einen Schlüpfer eindeutigen Ursprungs findest, fragst du dich, ob ihr es nicht doch noch mal versuchen solltet. Warum? Weil es vielleicht nie wieder so schön oder vertraut oder herzzerfetzend wird wie mit diesem einen Menschen.

Es wird wieder besser. Versprochen.

Die gute Nachricht ist: Es wird noch viel schöner und vertrauter und herzzerfetzender, als du es je für möglich gehalten hast. Vielleicht nicht gleich morgen. Aber es wird! Es sei denn, du bist über achtzig. Dann stehen deine Chancen nicht besonders grandios, weil die guten Exemplare anfangen, wegzusterben. Aber so alt bist du, so wie ich dich einschätze, noch lange nicht. Worauf ich hinaus will: Du hast noch alles vor dir. Egal, ob du deine Eingeweide in diesem Moment blutig am Boden zucken siehst oder dein Schopf über Nacht ergraute – in nicht allzu langer Zeit wirst du zurück blicken und dich fragen: "Warum zum Henker habe ich so gelitten? Jetzt ist eh alles viel besser."

Die andere gute Nachricht ist: Du hast es selbst in der Hand, wann es wieder besser wird. Keine Frage, es hat keinen Zweck, Schmerz wegzuwischen oder Trauer runterzuschlucken. Lass all die Flüssigkeiten raus, die deinen Körper auf schnellstem Wege verlassen wollen. Spür die Verzweiflung und die Angst und die Leere. Und dann lass sie los. Denn eine Trennung ist nicht nur ein Ende. Sie ist auch ein Beginn. Es liegt an dir, ob du sie als das Eine oder als das Andere betrachtest. Und je früher du dir diesen Gedanken erlaubst, desto besser.

Vermutlich wird es dir in dieser Situation schwerfallen, eine Trennung als deinen persönlichen Jackpot zu betrachten. Macht nichts. Hier sind ein paar gute Gründe, warum du es trotzdem versuchen solltest.

Es ist simpel, es ist cheesy, aber eben auch verdammt wahr: Du wächst an dieser Krise.

Es ist simpel, es ist cheesy, aber eben auch verdammt wahr: Du wächst an dieser Krise. Genau in diesem Moment, selbst wenn du dich nach nichts mehr sehnst, als ins präembryonale Stadium zurückzukehren. "Eine Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen", sagte schon Max Frisch, und der muss es wissen. Nicht umsonst erzählen ständig Menschen, wie sie phönixartig aus der Asche ihrer Scheidung, Insolvenz oder Magen-Darm-Grippe emporschossen. Weil solche Ereignisse eine*n zu dieser alles entscheidenden Frage zwingen: "Was will ich wirklich?"

Solange du nämlich in deinem gewohnten Trott lebst und alles scheinbar für dich läuft, hast du keinen Grund, dich zu fragen, wo du dich verbiegst, welche Wahrheiten du verschweigst oder wo du hinwillst. Steht aber alles in Frage, wird eine Neubewertung fällig. Vielleicht merkst du, dass dein Job dich nicht die Bohne glücklich macht. Dass du eine neue Frisur brauchst. Oder neue Freund*innen. Möglicherweise trennst du dich von all deinem Besitz oder du fängst an zu meditieren. Was auch immer es ist: Es bringt dich näher zu dir selbst. Also lass es zu. Werde zum Phönix.

Du kannst das alleine

Was er*sie hinterlässt, sind lauter Leerstellen. Da ist niemand mehr, der*die dich abends in den Schlaf kuschelt. Niemand, der*die dir mit der Formatierung deiner Hausarbeit hilft. Niemand, der*die dir das Gefühl gibt, wertvoll und geliebt zu sein. Und so weiter. Diese Leerstellen sind einen zweiten Blick wert. Denn in Wirklichkeit bist du viel weniger abhängig von dieser Person als du glaubst: Du kannst lernen, ohne ihn*sie einzuschlafen.

Nimm ein gutes Buch mit und 'ne ordentliche Portion Baldrian, mach's dir notfalls ein paarmal selbst. Es gibt garantiert noch andere Leute in deinem Umfeld, die sich mit Word-Dokumenten auskennen. Finde sie. Und: Dein*e Ex ist hundertzwanzigpro nicht der einzige Mensch, dem du was bedeutest. Worauf ich hinaus will: Du. Kannst. Das. Alles. Auch. Allein. Und es tut verdammt gut, das zu spüren.

Du und nur du

Jetzt, wo du Single bist, bist du frei. Nicht nur in dem Sinne, dass du alles vögeln kannst, was dir vor die Füße stolpert (okay, das ist auch ein echter Pluspunkt). Sondern auch, weil du dich für nichts, absolut gar nichts mehr zu rechtfertigen brauchst, was du mit deinem Leben so anstellst. Dein Netflix-Account gehört wieder dir allein, und du entscheidest, was geguckt wird. Wenn du Bock drauf hast, gehst du fünf Abende nacheinander saufen (oder Pilze sammeln, je nachdem, wie du so drauf bist), ohne dich danach für deine Fahne (oder die Vergiftung, an der du Schuld bist) schämen zu müssen.

Du hast Zeit für deine Freund*innen, deine Muckibude, deine Nagellacksammlung und deine Karriere, wenn es denn sein muss. Keine Absprachen, keine Kompromisse mehr nötig: Du bist der*die alleinige Herrscher*in über dein Leben. Grund genug, das mit voller Wucht zu zelebrieren. Denn wer weiß schon, wie lange du dazu noch die Gelegenheit haben wirst.

PS: Wenn ich mir das hier so durchlese, bekomme ich heftigste Lust, mich zu trennen. Ich vermute mal, das ist ein gutes Zeichen. Möge der Jackpot mit dir sein.

Außerdem auf ze.tt: Illustrationen zeigen die schönen Seiten des Single-Lebens von Frauen