Geflüchtetenlager Moria auf der Insel Lesbos wäre auch ohne das 

Coronavirus dramatisch: Mehr als 20.000 Menschen leben dort aktuell auf kleinstem Raum und unter miserablen hygienischen Bedingungen. Maßnahmen wie zu Hause auf dem Sofa bleiben,

regelmäßig Hände waschen und Social Distancing, um sich vor dem Virus zu schützen, sind hier schlichtweg nicht umsetzbar.

Neuen Medienberichten zufolge stellt Deutschland nun seine humanitäre Aufnahme von Geflüchteten aus dem Ausland ein, wie ein Sprecher des Bundesinnenministeriums auf Nachfrage der Zeitungen der Funke-Mediengruppe bekannt gab. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sei "angesichts der Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie" angewiesen worden, das Resettlement-Verfahren mit der Türkei und die Resettlement-Verfahren des Bundes für Menschen in humanitären Notlagen "bis auf Weiteres auszusetzen".

Da aktuell keine Demonstrationen stattfinden dürfen, haben sich Vertreter*innen politischer Parteien und NGOs andere Wege überlegt, wie die Zivilgesellschaft sich weiterhin für die Rechte Geflüchteter einsetzen und ihnen helfen kann. Hier kommen drei Möglichkeiten:

#LeaveNoOneBehind-Petition

Erik Marquardt, Grünenpolitiker und

Mitglied im Europaparlament, fordert unter dem Hashtag #LeaveNoOneBehind Menschen dazu auf, den Geflüchteten an den Grenzen Europas zu helfen: "Das Virus unterscheidet nicht nach Hautfarbe, Religion oder Geschlecht. Corona betrifft uns alle. Wir können uns nicht leisten, dass wir ganz Europa unter Hausarrest setzen, aber zehntausende Geflüchtete in überfüllten Zeltlagern zusammengepfercht bleiben", gab er gegenüber ze.tt an.

Die von Marquardt gestartete Petition fordert die sofortige Evakuierung überfüllter Lager sowie die sichere Unterbringung von Geflüchteten, "bevor das Virus sie erfasst". Mithilfe vieler prominenter Stimmen, darunter Sybille Berg, Joko Winterscheidt, Luisa Neubauer und Emilia Schüle, soll die Aktion für "Aufmerksamkeit und politischen Druck" sorgen. Außerdem soll Geld für unterschiedliche Hilfsorganisationen gesammelt werden.

Europe-Must-Act-Onlinedemonstration

Mit einer "menschenleeren Mahnwache" fordert Europe Must Act eine "humanere EU-Migrationspolitik an der griechisch-türkischen Grenze", wie es in der offiziellen Pressemitteilung heißt. Angefangen hat das Projekt als Zusammenschluss verschiedener, in Griechenland tätiger NGOs und Freiwilliger, die sich für die Rechte Geflüchteter einsetzen. Nun soll das Ganze als Onlinedemonstration für noch mehr Aufmerksamkeit sorgen.

"Wenn wir nicht auf die Straße gehen können, um unsere Sorge über die Behandlung von Geflüchteten an der EU-Grenze zum Ausdruck zu bringen, werden unsere Silhouetten uns auf den Bürgersteigen der Republik vertreten", erklärt der Sprecher von Europe Must ActYanis Rosenbaum, in einem öffentlichen Statement.

Zehn Tage soll der Onlineprotest gehen, wobei jeder Tag unter einem neuen Motto steht. Gipfeln solle die Aktion in der Übergabe einer Petition an Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, und den Präsidenten des Europäischen Rates Charles Michel am 26. März. Wer mitmachen möchte, kann ein Foto in den sozialen Medien hochladen und @ActMust vertaggen.

An NGOs spenden

Sich zu solidarisieren ist wichtig, aber auch Spenden werden natürlich weiterhin dringend gebraucht. Hier kommt eine Liste mit NGOs, die ihr unterstützen könnt:

  • ProAsyl setzt sich für die Rechte von Geflüchteten ein und deckt Menschenrechtsverletzungen an den Grenzen auf
  • Sea-Watch e. V. rettet Menschen, die über das Mittelmeer nach Europa kommen, vor dem Ertrinken
  • Ärzte ohne Grenzen leistet seit 2015 medizinische Hilfe in den Geflüchtetenlagern auf den griechischen Inseln
  • Seebrücke ist Mitinitiatorin der Aktion #LeaveNoOneBehind
  • Flamingo e. V. unterstützt geflüchtete Frauen und Kinder