Wir sind alle süchtig, ohne es zu wissen. Süchtig nach dem weißen Zeug, das sich in fast allen Lebensmitteln im Supermarkt versteckt. Und das macht es so gefährlich: Für den Normalverbraucher ist kaum erkenntlich, wie viel Zucker in seinem Einkauf eigentlich drin ist.

Zwar sind andere Süchte, wie zum Beispiel Tabak oder Alkohol, weitaus gefährlicher, aber Wissenschaftler in England konnten nun einen Zusammenhang zwischen Übergewicht und Krebs herstellen und sagen 700.000 neue Krebsfälle in Großbritannien bis zum Jahr 2035 voraus, wenn sie nichts ändert.

Auf der Insel ist sogar schon eine Zuckersteuer im Gespräch. Doch auch bei uns muss sich was tun, denn Deutschland wird immer dicker. Im Durchschnitt isst der Deutsche 90 Gramm Zucker pro Tag, also 18 Teelöffel – das ist dreimal mehr als von der WHO empfohlen. Nämlich nur sechs Teelöffel pro Tag.

Die deutsche Regierung entschied sich bislang gegen eine einheitliche Steuer; man wolle "den Menschen keinen bestimmten Lebensstil vorgeben". Stattdessen will der Bundestag nationale Präventionsstrategien entwickeln und Werbung für Fast-Food und süße Snacks für Kinder verbieten.

Das ist auch nötig, denn die Zuckerindustrie versucht, den Zusammenhang von Zuckerkonsum und Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Krankheit und Schlaganfälle herunterzuspielen, berichtete die Süddeutsche Zeitung.

Die tägliche Dröhnung

Was Industriezucker mit dem Körper anstellt, zeigt die Doku Voll verzuckert, die im Oktober 2015 in den deutschen Kinos lief. Jahrelang hatte der australische Schauspieler und Regisseur Damon Gameau zuckerfrei gegessen, für den Film gab er sich zwei Monate lang die Dröhnung mit 40 Teelöffel am Tag – Durchschnitt in Australien.

Die Doku zeigt kein Extrem-Experiment wie Super Size-Me, sondern die alltägliche Dosis seiner Nachbar*innen und Freund*innen. Zeit Online bezeichnete den Film als "Social-Media-Baukasten, in dem man sich bedienen kann, wenn man auf die Gefahren unausgeglichener Ernährung aufmerksam machen möchte" und zweifelt an, ob sich die Ergebnisse auf die Allgemeinheit übertragen lassen.

Ein bitterer Nachgeschmack bleibt jedoch. Denn nach gerade mal zwölf Tagen hatte der Protagonist vier Kilo zugenommen. Sein Körper reagierte also extrem schnell auf den Zucker, er fühlte sich schlapper, seine Leberwerte wurden schlechter. Begleitet wurde er von einem Team aus Wissenschaftler*innen und Ärzt*innen, die regelmäßig das Risiko des Experiments hervorheben.

Das als Inspiration. Nun dazu, wie ihr es besser machen könnt. Wenn schon Politik und Zuckerindustrie nicht an unserer Gesundheit interessiert sind, müssen wir die Sache selbst in die Hand nehmen. Mit diesen einfachen Schritten bleibt ihr dem weißen Teufel fern und esst gesünder.

Etiketten verstehen

Auch wenn euer Einkaufswagen nicht regelmäßig mit Wochenrationen aus Schokoladentafeln überquillt, könnte euer Einkauf ein Traum für Karius und Baktus sein: Viele vermeintlich gesunde Lebensmittel im Supermarkt enthalten versteckte Zucker – darunter Säfte, Suppen und Salatdressing. Aber auch viele Alkoholsorten haben einen hohen Zuckergehalt, der kaum auffällt, wenn man nur auf die Promilleangabe guckt. Wenn ihr lernt, die Etiketten richtig zu lesen, könnt ihr ungesunde Produkte entlarven. Hier erklärt die Verbraucherzentrale die häufigsten Irreführungen; hier haben wir aufgeschrieben, welche Alternativen es zum Supermarkt gibt.

Süße aus Früchten

Wem beim Gedanken an den Verzicht der Schweiß von der Stirn tropft, der sei getröstet: Ihr müsst nicht komplett auf Süßes verzichten. Weißen Industriezucker könnt ihr durch Agavendicksaft oder Honig ersetzen. Noch gesünder ist Fruchtsüße in frischem Obst. Anstatt Nutella oder Marmelade einfach mal beim nächsten Frühstück eine Scheibe Banane aufs Brot oder direkt einen Obstsalat essen. Das gilt auch für den Nachmittagssnack im Büro.

Selbst kochen

Der einfachste, aber effektivste Tipp: selbst kochen. Das hat gleich mehrere Vorteile. Erstes: Ihr lernt kochen. Zweitens: Ihr könnt kontrollieren, welche Zutaten in den Topf kommen und wie viel davon. Drittens: Ihr könntet eure Freund*innen oder Mitbewohner*innen einladen und direkt einen geselligen Abend draus machen.