Houseparty erobert derzeit die Downloadcharts. Wir zeigen dir, was die App kann und warum du vielleicht besser die Finger davon lassen solltest.

Wenn man der Corona-Krise etwas Positives abgewinnen will, dann, dass unser Bewusstsein und unsere Akzeptanz für virtuelle Räume gerade wächst. Homeoffice ist für viele Unternehmen plötzlich eine Option, vielleicht auch nach Corona-Zeiten. Und im Privaten zwingt die Isolation Menschen vermehrt dazu, digitale Angebote zu nutzen, die sie lange als nerdig verschmähten. Ein Beispiel: die App Houseparty.

Vor einigen Jahren war die App bereits weit vorne in den Downloadcharts und jetzt in der Corona-Pandemie erlebt sie ihr Comeback. In Deutschland steht sie derzeit hinter dem gerade gestarteten Streamingdienst Disney+ auf Platz 2 in den beiden App Stores von iOS und Android.

Virtuelle Party

Houseparty versteht sich als "Face to Face Social Network". Nutzer*innen können miteinander chatten, sich anrufen oder einen Videocall starten. Das Besondere: Freund*innen können nicht nur untereinander in einer Videokonferenz abhängen, sondern auch den Freund*innenkreis anderer Freund*innen kennenlernen. Startet eine*r eurer Freund*innen ein Gespräch, entsteht ein virtueller Raum, der bei euch in der App zu sehen ist. Dieser Konversation könnt ihr einfach beitreten. Eben so, wie man es auch auf einer nicht-virtuellen Hausparty machen würde.

Dadurch entstehen in kurzer Zeit große Gesprächsrunden, bei denen neue Bekanntschaften gemacht werden können.

Bis zu acht Personen können miteinander per Video chatten und sogar kleine Spiele – mit- oder gegeneinander – spielen. Neben dem Zeichenspiel Quick Draw!, dem Kartenspiel Chips and Guac und einem Triviaquiz nach dem Vorbild des Brettspielklassikers Trivial Pursuit, gibt es mit Wer bin Ich? auch den absoluten Klassiker unter den Hauspartyspielen.

Anders als in der Realität müssen sich die Mitspielenden aber keine Post-its an die Stirn kleben, sondern bekommen ihre Spielidentität virtuell angezeigt. Die Benutzer*innenoberfläche der App und auch die Spiele sind derzeit allerdings nur in einer englischen Sprachversion verfügbar.

Bleibt dieser Party besser fern

Während der Tratsch unter Freund*innen auf einer realen Hausparty meist den engeren Kreis nicht verlässt, sollten sich User*innen der App bewusst sein, dass ihre Daten für "geschäftliche Zwecke" mit Dritten geteilt werden können. So heißt es in der Datenschutzerklärung von Houseparty. Als Gegenleistung für den kostenlosen Download der App greift der Anbieter Life on Air, hinter dem der US-amerikanische Spieleentwickler Epic Games steht, auf eine Vielzahl persönlicher Daten zu. Neben dem offensichtlichen Zugriff auf die Smartphonekamera und das Mikrofon verlangt die App zum Beispiel Einsicht in eure auf dem Handy oder in Facebook gespeicherten Kontaktlisten. Einzig die Ortung des eigenen Smartphones via GPS lässt sich direkt über die App-Einstellungen deaktivieren.

Wie das Magazin Androidpit schreibt, ist außerdem zu kritisieren, dass Houseparty zu jeder Zeit genau zuhört und jedes eurer Gespräche aufzeichnet. Wer den Nutzungsbedingungen von Houseparty zustimmt, gibt das Einverständnis, dass die App "den Inhalt aller Kommunikation, die über den Dienst geführt wird, einschließlich aller Ideen, Erfindungen, Konzepte, Techniken oder Know-how für die Entwicklung, Gestaltung und/oder Vermarktung von Produkten oder Dienstleistungen verwenden darf", wie darin zu lesen ist.

Bedeutet: Nicht nur eure Gespräche bleiben nicht geheim, sondern ihr tretet auch jegliche Rechte an eurem Gesprochenen ab. Sollte euch also während eines Chats der Geistesblitz treffen und ihr äußert etwa die Idee für ein revolutionäres neues Produkt, kann Houseparty diese Idee für sich beanspruchen.

Für den etwas wahrscheinlicheren Fall, dass ihr euch in den Chats mit euren Freund*innen zum Beispiel über euer neues Shampoo unterhaltet, kann die App auch diese Daten nutzen und für euch zugeschnittene Werbung schalten.

Update, 14.4.2020: Entwickler Life on Air hat die Nutzungsbedingungen von Houseparty aktualisiert und den ursprünglich darin enthaltenen Absatz über die Rechte des geistigen Eigentums entfernt. 

Nutzt lieber verschlüsselte Alternativen

Unser Fazit: Houseparty macht ohne Zweifel eine ganze Menge Spaß und trifft gerade in Zeiten, in denen sich Menschen nach sozialem Austausch sehnen, einen Nerv.

Allerdings sollten sich User*innen klarmachen, dass sie für die kurzweilige Unterhaltung einen Preis zahlen: Daten, die auch nach der überstandenen Corona-Krise auf Servern weltweit gespeichert werden dürfen. Dabei gibt es eine Vielzahl verschlüsselter (Gruppen-)Chat-Anwendungen, wie WhatsApp, Facetime oder Telegram, mit denen sich zwar keine lustigen Spiele spielen lassen – dafür bleiben aber eure Gespräche unter euch Freund*innen.