Einmal den amerikanischen Kontinent durchqueren, von ganz oben bis zum südlichsten Zipfel? Für viele Menschen bleibt das ein Traum. Sieben Jungs aus Lübeck machen ihn für sich gerade wahr.

Während andere nach ihrem Abi erst mal durchhängen oder ins Studium einsteigen, reisten sie nach Alaska und kauften sich dort einen alten Schulbus. Sie wollen gemeinsam die Panamericana hinunterfahren, ein Schnellstraßennetz, das sich über ganz Amerika spannt, in seiner längsten Nord-Süd-Verbindung etwa 25.000 Kilometer lang.

Bevor die Reise startete, werkelten die Jungs zunächst drei Wochen lang, bauten den gelben Bus langsam um, lackierten kümmerten sich darum, dass alle sieben schlafen, kochen, entspannen können. Und das obwohl keiner von ihnen gelernter Handwerker ist. "Siebenmal Halbwissen hat gereicht", sagten sie dem Blog Reisereporter.

Als sie ein Schild mit Sevendownsouth, dem Titel ihres Trips, an der Stirnseite des Schulbusses anbrachten, konnte ihre Reise Ende August endlich losgehen.

Von ihrem Startpunkt aus durchfuhren sie zunächst Alaska und Kanada. Gerade befinden sie sich in Kalifornien, in der Nähe des Städchens Guadalupe. In den kommenden Tagen dürften sie Los Angeles erreichen.

Wer dem gemeinsamen Instagram-Account von John, Rombout, Samuel, Anton, Findan, Til und Mino folgt, bekommt nicht nur mit, wo sie gerade stecken, sondern kann auch einige herrlich amüsante Gespräche unter den Fotos verfolgen.

Als die Jungs beispielsweise gerade an einem Strand in Oregon feststeckten, hakte einer ihrer Väter genau so nach, wie man es von Eltern erwarten würde: Wieso man denn mit einem schweren Bus in den Sand fahre, wollte er wissen und setzte gleich drei Fragezeichen dahinter. Die Jungs konterten, dass er genau hinsehen solle, da säße schließlich sein Sohn am Steuer. Eigentlich sei es eine Gruppenentscheidung gewesen, schoben sie hinterher. Der Vater: "Ja, so etwas in der Art habe ich mir schon gedacht – jugendliche Unbekümmertheit gepaart mit hormonbedingter Selbstüberschätzung."

Obwohl sie nach der Karte fahren, führt ihre Route sie oft über Umwege. Genauer gesagt bestünde ihre gesamte Strecke ausschließlich aus Umwegen, sagt Mino. Akribisch planen würden sie nicht. Womöglich ist das aber goldrichtig, schließlich ist ja der Weg das Ziel und die die Jungs lernen dadurch so einige Menschen kennen.

Für atmosphärische Fotos scheinen die Jungs mehr übrig zu haben als für kühlen Pragmatismus. Von Polarlichtern über malerische Küsten bis hin zu Gruppenfotos, die Filmklassikern wie Stand by Me entnommen sein könnten: Die Aufnahmen sind durchwegs schön anzusehen.

Ihr Abenteuer wird sie noch durch Mexiko führen, durch Guatemala, Nicaragua, Costa Rica, Panama, Kolumbien, Peru, Chile, Argentinien und Patagonien. Dann erst werden sie ihr Endziel erreichen: Feuerland.

Streitigkeiten kämen zwischen ihnen fast täglich vor, meistens über Kleinkram. Dennoch überwiege der Respekt voreinander. "Einigkeit bei sieben sturen Köpfen ist nie einfach herzustellen, aber wir sind zum Glück nicht nachtragend. Unsere Uneinigkeiten währen nie über Nacht und wenn doch, dann wird der Zorn mit einem Bier heruntergespült", sagen sie.

Was sie nach ihrem Trip in ihrem Leben machen wollen, wissen sie noch nicht. Aber wer weiß: Es soll ja Menschen geben, die auf der langen, fordernden Reisen auf der Panamericana schon zu sich selbst gefunden haben.