Du wachst viel zu früh auf, greifst zum Smartphone. Und liest: Nach derzeitigem Stand der Auszählung liegen die Befürworter eines EU-Austritts Großbritanniens mit 52 Prozent vorn. Und du so:

Europa ohne Großbritannien – ernsthaft?

Aber vielleicht gibt es noch Hoffnung. Immerhin sind bisher nicht alle der insgesamt 382 Wahlbezirke ausgezählt und das Ergebnis ist noch nicht offiziell. Und du so:

Dann liest du den Tweet von J.K. Rowling: "Ich denke nicht, dass ich mir jemals mehr Magie gewünscht habe als heute." Und möchtest sie einfach für immer highfiven:

Okay. Durchatmen. Erst mal googeln, was da insgesamt grad so los ist:

Dann realisierst du irgendwann: Es ist wirklich, wirklich wahr. Das Ergebnis steht fest. Die Briten stimmen mit knapp 52 Prozent für den Ausstieg aus der Europäischen Union.

Was. Zur. Hölle. Was bedeutet das denn jetzt?

Das Alter der Wähler*innen hat bei der Abstimmung eine wichtige Rolle gespielt. Die 18 bis 24-Jährigen stimmten laut Umfragen überwiegend dafür, in der EU zu bleiben. Die Älteren für einen Austritt. Dabei sind es die Jüngeren, die am längsten mit den Folgen dieser Entscheidung leben müssen.

Die britische Währung, das Pfund Sterling, fällt in Folge des Ergebnisses auf ein absolutes Rekordtief. Und dein erster Reflex: Geil, Schnäppchen shoppen!

Sofort schämst du dich. Es geht schließlich um die Europäische Idee und nicht um deinen Kleiderschrank.

Dann liest du, was Rechtspopulisten aus anderen Ländern, wie Marine LePen ("SIEG!") so schreiben und bekommst Angst vor dem europaweit erstarkenden Nationalismus.

Haben wir denn gar nichts gelernt? Wir haben so was doch hinter uns, oder?

Lediglich die Nordiren und die Schotten haben mehrheitlich für einen Verbleib in der EU gestimmt. Langfristig könnten beide darüber abstimmen, ob sie Großbritannien verlassen und als unabhängige Länder der EU wieder beitreten. Schotten sind einfach so cool.



[caption id="attachment_85067" align="aligncenter" width="490"]Braveheart © Giphy[/caption]

Dir wird spätestens jetzt glasklar: Das hier ist ein Tag von historischer Tragweite.

Und du würdest den Briten, die für den Brexit gestimmt haben, zu gern deine Meinung zeigen:

Du hast keine Ahnung, wie es jetzt weitergeht und was der Brexit wirklich mittel- bis langfristig für Europa bedeutet, ob andere Länder der EU wie die Niederlande oder Frankreich vielleicht nachziehen, was der Brexit für die britische und die europäische Wirtschaft bedeutet – aber du weißt: Heute ist etwas Wichtiges zerbrochen und die Europäische Idee von friedlicher Einheit hat irreparablen Schaden genommen.

Wie es weitergeht? Niemand weiß es ganz genau. Klar ist: Premier Cameron hat seinen Rücktritt zum Oktober angekündigt und hat gleichzeitig gesagt, es würde sich zunächst in Sachen Handel und Reisen nichts ändern. Die Zeit wird es zeigen. Das Einzige, was bleibt: Abwarten und Tee trinken.