"Heute wirst du an den Punkt kommen, an dem du mich hasst. An dem du vielleicht aggressiv gegen mich wirst." Zitat: mein Yoga-Lehrer. Er sagte diese Worte an dem Tag, an dem ich mich bei einem Unterarmstand entspannen sollte und er behielt Recht. Ich wollte nicht die Sonne grüßen, ich wollte ihr den Mittelfinger zeigen.

Und weil es vielen Menschen so geht, hat die Kanadierin Lindsay Istace "Rage Yoga" entworfen. Untermalt von Flüchen, Beleidigungen und Heavy Metal lassen die Teilnehmer ihre Aggressionen raus, statt sie in ihre innere Mitte zu stecken.

Völlig neue Übungen müssen die Schüler nicht lernen, vor allem die Hände sind gefragt – und vielleicht noch das Selbstbewusstsein. Im Krieger II streckt Lindsay nicht die Fingerspitzen aus, sie zeigt ihre Mittelfinger. Mutige schreien ihren Ärger dabei noch heraus. Die Bewegungsfolgen ähneln dem Vinyasa-Yoga, schreibt sie im FAQ zu ihrem Kurs. Und wie im Vinyasa-Yoga geht es darum, den Körper zu stärken und die Muskeln flexibler zu machen.

Die Idee kam ihr nach einer schmerzhaften Trennung, erzählte sie dem kanadischen CBC. Sie fand sich auf ihre Yogamatte wieder, wütend und fluchend. Gleichzeitig hatte sie in Yoga-Klassen nie das Gefühl, dazuzugehören. Lindsay hatte Suchtprobleme, sie war voller Wut. "Aber wenn du dir einen Ort schaffst, nur für dich allein, an dem du wütend sein kannst, schreien und fluchen und kreischen, dann ist es plötzlich ziemlich schwierig, dich selbst zu ernst zu nehmen."

Seit Januar dürfen nun auch Schüler an ihrer Yoga-Praxis teilnehmen – aber nur, wenn Flüche, Unfug und Gelächter für sie in Ordnung sind. Die Kurse veranstaltet sie im Dickens Pub, einer Kellerkneipe in Calgary, ein Vorhang schützt die Teilnehmer vor neugierigen Blicken, berichtet CBC.

Derzeit plant Lindsay übrigens online-Kurse im Rage Yoga. Mit ihrer Kampagne bei Kickstarter hat sie das Projekt finanziert.