Wer hätte gedacht, dass es ausgerechnet die Beats des italienischen DJs Benny Benassi von Satisfaction sind, zu denen in Russland nun protestiert wird. Jede*r kennt wohl die Klänge des Lieds und schwitzte dazu bereits im Fitnessstudio oder auf einer Party.

Im Januar erregte dieser Song in Russland nun viel Aufmerksamkeit, weil Schüler der staatlichen Pilotenschule ein Video veröffentlichten, in dem sie dazu tanzen. Nur in Boxershorts, mit Pilotenmütze oder Krawatte wackeln sie mit ihren Hintern, reiben sich an Türen, bügeln, putzen, hämmern oder essen Bananen. Die Schüler parodierten damit ihr Leben an der Pilotenschule. Was manche User*innen auf YouTube als homo-erotisch beschreiben, sah die russische Regierung gar nicht gerne.

Viele Russ*innen tanzen nun aus Protest

Seit dem Video im Januar imitieren zahlreiche Studierende, Schüler*innen und Sportler*innen mit ähnlichen Videos die Aktion. Doch der Protest blieb nicht nur bei den jungen Menschen, sondern auch die beiden Seniorinnen Natalia Ioskevich und Ksenia Negredova nahmen ein Video auf. Dazu tanzen sie in ihrer Küche im Stil der Pilotenschüler zu Satisfaction: lecken Löffel, tanzen in Hauspantoffeln nebeneinander und wedeln mit Kochtopf-Deckeln und Küchen-Kellen.

In einem Interview kommentiert Ksenia Negredova, eine der beiden Seniorinnen, den tanzenden Protest der Jugend so:

Sie alle sind großartig! Wie konnten wir das an uns vorbeiziehen lassen? Ich wusste sofort, wir müssen ein Seniorinnen-Video zu dem Thema machen."

Mehrere russische Politiker fordern einen Schulverweis der angehenden Piloten. Die Aufnahmen seien unmoralisch, hieß es. Ein in Russland bekannter Pilot sagte der Presse: "Wenn Kinder so tanzen, ist das eine Tragödie." Pjotr Timofejew, Direktor der Ausbildungsabteilung der Hochschule der Piloten, nannte das Verhalten der Kadetten "abscheulich". Er habe in seinen 20 Jahren an dem Institut nie so etwas erlebt: "Es schmerzt so. Wir investieren so viel in diese Menschen und dann benehmen sie sich derart daneben" sagt er, und kündigt Disziplinarmaßnahmen an, wie der Spiegel berichtet.

Seit 2013 gelten in Russland besonders strenge Gesetze gegen die sogenannte Homosexuellen-Propaganda. Wer sich in Russland beispielsweise positiv über Homosexualität äußert, wenn Kinder anwesend sind, muss mit hohen Bußgeldern rechnen.

Mit ihrer Aktion erregten die beiden Frauen viel Aufmerksamkeit, bekamen Zuspruch aber auch Kritik. Ihr Video wurde fast 500.000-mal auf YouTube geklickt. Ihr selbstironisches Video machte sie zu einer Art Symbol für den Protest.

Auf die Frage, ob sie denken, dass derartige Proteste etwas verändern können, antworten die beiden Frauen: "Ja, klar! genau das wollen wir. (...) Was macht es für einen Unterschied, was die Pilotenschüler in ihrer Freizeit machen? Wie beeinflusst das ihre fachlichen Kompetenzen? Sie bewiesen einen fantastischen Sinn für Humor, Kreativität. Diese Qualitäten wären nützlich für jeden, egal welchen Beruf."

Auch wenn sie über die Situation in Russland sprechen, nehmen sich die beiden kein Blatt vor den Mund: "Andauernd wird unser Land in den Abgrund der Dummheit gezogen. Und wie geht man dagegen vor? Zumindest mit derartigen Aktionen. Man muss etwas tun."