Die Schmetterlinge im Bauch flattern mit voller Wucht, der Himmel hängt so voller Geigen, dass selbst Slash nicht dagegen anschrammeln könnte – wer verliebt ist, schwebt für gewöhnlich im rosamundigen Pilcher-Modus. Lief und endete die letzte Beziehung auch noch so schmerzhaft, ätzend und kummervoll: Dieses Mal wird alles anders, besser, schöner.

Tja, oder eben auch nicht.

Denn das kann nur klappen, wenn uns die Fehler in einer Beziehung bewusst sind und wir sie so beim nächsten Mal vermeiden können. Dazu gehört vor allem, sich nicht wieder jemanden mit einem ähnlichen Charakter wie die*der Ex zu suchen. Eine Kombination, die erwiesenermaßen nicht funktioniert hat, funktioniert ziemlich sicher auch künftig nicht.

Aber wie wahrscheinlich ist das, und wie lernfähig sind wir wirklich, wenn es um Fehler in einer Beziehung geht?

Was wir suchen

Die Psychologen Matthew D. Johnson von der University of Alberta und Franz Neyer von der Friedrich-Schiller-Universität Jena wollten in einer Studie herausfinden, wen oder was wir uns nach einer gescheiterten Beziehung für eine neue Partnerschaft aussuchen – ob wir uns quasi an das Gewohnte halten oder eher alles auf Null setzen.

Bis dato gab es kaum entsprechende Untersuchungen. Dabei ist das ein Thema, das jede*n betrifft, der*die im Laufe des Lebens mehr als eine Beziehung hat. Also ziemlich viele Menschen; laut OECD steigen die Scheidungsraten weltweit munter an.

Veränderung oder Stabilität?

In dem Forschungspapier von Johnson und Neyer heißt es: "Da Menschen sich inmitten einer Beziehungslandschaft, die mit den Überresten alter Partnerschaften übersät ist, nach dauerhafter Liebe sehnen, haben wir eine einfache Frage gestellt: Unterscheidet sich eine neue Beziehung von der vorherigen?"

Dazu haben die Forscher sich die Daten von über 500 Deutschen angeschaut, die Teil einer größeren Langzeiterhebung sind – Pairfam. Sie haben zwei Ansätze verwendet: Der erste geht von der Annahme aus, dass Menschen ihre gewohnten Beziehungsdynamiken auf neue Partnerschaften übertragen, weil sie – vereinfacht gesagt – Gewohnheitstiere sind. Der zweite hingegen basiert auf der Theorie, dass Menschen jede Beziehung wieder ganz neu verhandeln.

Das Ergebnis ist ziemlich eindeutig – wir ändern quasi nichts oder nur sehr, sehr wenig. "Mit dieser Studie wollten wir herausfinden, ob eine neue Beziehung sich von der vorherigen unterscheidet. Die Antwort auf unsere Frage scheint zu lauten: meistens nein", schreiben die Wissenschaftler. Nur: Warum fühlt sich bei einer neuen Beziehung dann trotzdem alles so aufregend und insgesamt viel besser an?

Wir denken es uns schön und schlecht

Dass eine neue Liebe immer wie eine Chance wirkt, obwohl wir die Fehler in einer Beziehung häufig wiederholen, liegt unter anderem an der Macht des Wunschdenkens und Selbstbetrugs.

Ist eine Partnerschaft gescheitert, sehen wir sie rückblickend insgesamt negativ. Es war also von Anfang an alles schlecht und mies – obwohl das so vermutlich nicht stimmt; die hässlichen Trennungsmotten sind auch mal Bauchschmetterlinge gewesen. Dagegen glänzt und funkelt die neue Liebe natürlich. Diese einseitige Sicht verhindert eine differenzierte Auseinandersetzung mit Mustern in der Beziehung.

Außerdem haben wir offenbar innere Standardeinstellungen zu Bindungsverhalten und Beziehungszufriedenheit, die nicht wesentlich variieren. "Obwohl einige Dynamiken sich in neuen Beziehungen vielleicht verbessern mögen, passiert das mit der Auffassung von Partnerschaft nicht", so die Autoren der Studie.

Wer also eher nölig-krittelig, anhänglich, freiheitsbedürftig oder schnell gelangweilt ist, bleibt das bis zu einem gewissen Grad in allen Partnerschaften. Und das führt dazu, dass wir Fehler in einer Beziehung mit neuen Menschen wiederholen. Oder wie die Forscher schreiben: "Neue Liebe beginnt mit grenzenlosem Potenzial – bis uns die Realität zurück auf den Boden der Tatsachen holt."

Eine Ausnahme haben die Wissenschaftler jedoch gefunden: In neuen Beziehungen gibt es tendenziell mehr Sex. Hurra.

Nicht die gleichen Fehler in einer Beziehung machen

Wer eine neue Partnerschaft eingeht, versucht also prinzipiell, das Verlorene neu zu inszenieren – einschließlich schädlicher Verhaltensmuster und der Fehler in einer Beziehung. Allerdings sind wir nicht wie in einer griechischen Tragödie hilflos zu einem einzigen Ausgang der Geschichte verdammt. Für einige Studienteilnehmer*innen gab es in der Tat gewisse Veränderungen. Doch die kommen nicht automatisch.

Damit eine neue Liebe gelingt, hält und glücklich bleibt und wir unsere Fehler in einer Beziehung nicht wiederholen, ist Aufarbeitung der gescheiterten Partnerschaft wichtig. Dazu gehören beispielsweise Fragen wie "Was hätte ich anders machen, wie anders reagieren können?" und "Was genau hat mich getriggert?". Selbstverständlich ist es einfach, das Ende der Beziehung auf den*die Ex zu schieben, das kann man schon so machen. Aber dann wird die nächste halt scheiße.