1. Die seltenste Sprache

In den vergangenen 15 Jahren hat die Wikipedia-Community weltweit mehr als 37 Millionen Artikel in 292 Sprachen zusammengetragen. Einen einzigen dieser Artikel gibt es auf Muskogee, einer Sprache von Ureinwohnern der USA, und Afar, die unter anderem in Äthiopien gesprochen wird. Obwohl es in der Kanuri- und Otjiherero-sprachigen Wiki mehr als 3000 NutzerInnen gibt, ist in diesen Sprachen noch gar kein Artikel verfasst worden.

2. Eine fleißige Familie

An der deutschsprachigen Wikipedia arbeiten mittlerweile mehr als 20.000 aktive Wikipedianer mit. Aktiv heißt, dass sie mehr als fünf Beiträge im Monat schreiben oder editieren. Die Community ist sehr familiär, die AutorInnen diskutieren miteinander über Änderungen auf den Diskussionsseiten und treffen sich einmal im Jahr bei der WikiCon. Die nächste Konferenz findet im September in Stuttgart statt. Wikipedianer trauern auch gemeinsam um Mitglieder: Auf den Benutzerseiten gibt es Einträge, die zu Ehren verstorbener Wikipedianer angelegt sind und als Kondolenzbuch fungieren, wie zum Beispiel im Fall von Seebeer.

3. Schnell, schneller, Wikipedia

Das Wort "wiki" stammt aus dem Hawaiianischen und bedeutet "schnell". Das Suffix "pedia" stammt vom englischen Wort "encyclopedia". Wikipedia ist also schon dem Namen nach eine schnelle Enzyklopädie. Schnell ist es, weil jeder Nutzer, der möchte, Inhalte sofort einfach erstellen kann und dieses Wissen für jeden mit Internetzugang schnell verfügbar ist.

4. Wie Wikipedia klingt

Wie viel bei Wikipedia los ist, zeigt ein Kunstprojekt der Software-Entwickler Stephen LaPorte und Mahmoud Hashemi. Auf "Listen To Wikipedia" erklingen immer dann Töne, wenn AutorInnen dem Online-Lexikon neue Textpassagen hinzufügen. Gleichzeitig erscheint der Name des Artikels, der gerade bearbeitet wird, in einem farbigen Kreis. So entstehen aus dem zufälligen Hin und Her auf der Wikipedia entspannende Klänge und bunte Kreisbilder.

5. Warum manche Wikis mehr Einträge haben als andere

Die meisten Wiki-Einträge gibt es in der englischen und schwedischen, cebuanischen und deutschen Wikipedia. Cebuanisch wird von rund 18 Millionen Menschen auf den Philippinen gesprochen. Dass die schwedische Wikipedia auf Platz zwei landet, liegt daran, dass in dieser Version automatisch arbeitende Computerprogramme, sogenannte Bots, Artikel ohne menschliche Hilfe erstellen. Das sind beispielsweise leicht erstellbare Listen wie "Orte in Schweden". Im Ranking der Wikis mit den meisten von Menschen erstellten Artikeln landet dagegen Deutschland auf Platz zwei nach der englischsprachigen Version.

6. Paula liebt Ben

An der Wikipedia arbeiten nicht nur AutorInnen mit, sondern auch freiwillige Sichter. Sie überprüfen, ob es in Artikeln genügend Belege gibt und die Texte neutral verfasst sind. Über ihnen stehen wiederum die Administratoren, die ebenfalls ehrenamtlich arbeiten und Artikel zurücksetzen oder löschen können. Auffällig in der Statistik: Zu deutschen Schulzeiten haben sie deutlich mehr zu tun, weil dann vermehrt Vandalen die Seite heimsuchen, um Einträge wie "Paula liebt Ben" zu verfassen.

7. Wie sich Wikipedianer beschenken

Wikipedianer können sich auf verschiedene Arten gegenseitig eine Freude machen: Es gibt eine Geburtstagsliste, in der die Autoren ihren Geburtstag eintragen können, um dann von anderen Wikipedianern an ihrem Freudentag beglückwünscht zu werden – über ihre private Mail oder eine interne Wikimail. Früher gab es auch die Tradition des Geburtstagstisches: Das Geburtstagskind stellt einen digitalen Geburtstagstisch auf, auf dem es seine Artikelwünsche sammelt. Die Gratulanten suchen sich dann Themen daraus aus und schreiben die Beiträge für das Geburtstagskind.

8. Wenn Wikipedia zur Sucht wird

Es gibt Wikipedianer, bei denen das Schreiben und Editieren von Einträgen eine regelrechte Sucht wird: sogenannte Wikipediholics. Zu ihnen kann man wohl locker die vier Autoren der englischsprachigen Wiki "Koavf", "Waacstats", "Ser Amantio di Nicolao" und "Rich Farmbrough" zählen, die alle mehr als eine Million Einträge geschrieben haben. Wikipedia hat Hinweise gesammelt, welche Tipps gegen die Wiki-Sucht helfen. Einer anderen Art von Wiki-Sucht sind die Wikistalkers verfallen. Sie lesen ständig nach, welche neuen Seiten es gibt und verfolgen die Veränderungen in der Versionsgeschichte von Beiträgen.

9. Am Anfang stand ein "Hallo"

Den ersten Eintrag überhaupt soll Wikipedia-Gründer Jimmy Wales selbst geschrieben haben: "Hello, World!" Danach folgten Testeinträge, wie UuU und ein Artikel über Transport. Der erste Beitrag in der deutschen Wikipedia handelte von der Polymerase-Kettenreaktion, eine Methode, durch die sich die Erbsubstanz vervielfältigen lässt. Die folgenden Einträge befassten sich mit Dänemark, mit der Kattegat und der Nordsee.

10. Wikiversity, Wikivoyage, Vikidia

Habt ihr schon mal von den Schwesterprojekten Wikiversity, Wikivoyage und Vikidia gehört? Einen Hochschulabschluss könnt ihr bei Wikiversity nicht erwerben, das Lernmaterial ist auch nicht auf Uni-Niveau beschränkt. Es ist eine Plattform zum gemeinschaftlichen Lernen und Lehren, die es seit 2006 gibt.

Wikivoyage gibt es seit 2013 und möchte der größte, kostenlose Reiseführer der Welt werden. Gestartet ist es übrigens schon 2006 als deutsche Sprachversion einer Seite namens Wikitravel.

Vikidia ist sozusagen Wikipedia für Kinder zwischen acht und 13 Jahren, das es bislang auf Französisch, Spanisch, Italienisch, Russisch, Englisch und Katalanisch gibt. Wie viel bei allen Wikimedia-Projekten in Echtzeit passiert, könnt ihr hier sehen. Die Enthüllungsplattform Wikileaks besitzt übrigens keine Verbindung zu Wikipedia, nur das "wiki" im Namen ist identisch.

11. Dudu, mein Spatzimausi

Immer wieder kommt es vor, dass Liebeserklärungen in der Wikipedia landen, die die Admins zügig löschen, weil sie nicht in ein Online-Lexikon gehören. Manche dieser digitalen Liebesbriefe waren aber so herzzerreißend schön, dass ein paar Wikipedianer sie auf einer eigenen Archiv-Seite verewigt haben. Noch mehr skurriles gibt's im Humorarchiv sowie im Kuriositätenkabinett und auf der englischen Seite "Bad Jokes And Other Deleted Nonsense".

12. Nobody's perfect

In Wikipedia-Einträgen schleichen sich oft Fehler ein. Der bekannteste Fehler im deutschsprachigen Raum war einer der Vornamen des ehemaligen Verteidigungsministers zu Guttenberg. Nachdem Karl-Theodor zu Guttenberg zum Bundeswirtschaftsminister ernannt wurde, schummelte ein unbekannter Wikipedia-Nutzer fälschlicherweise "Wilhelm" zum korrekten Namen Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg dazu. Der Vorname "Wilhelm" war anschließend mehrfach von Medien übernommen worden.

13. Es gibt immer was zu tun

Die Wissenssammelwut wird vermutlich nie zu Ende gehen: Wikimedia errechnete, wie viele Artikel enzyklopädisch relevant sind. Diese Zahl wurde in Relation zu existierenden Wikipedia-Einträgen gesetzt. Das Ergebnis: Bislang deckt Wikipedia nur zwei Prozent dieses relevanten Wissens ab. Dass es noch viel zu tun gibt, wissen die Wikipedianer. Auf der Artikelwunschliste haben sie Themen gesammelt, zu denen es noch keine Beiträge gibt, die aber eigentlich nicht fehlen sollten.

14. Da packt selbst Google ein

Eines der jüngsten Wikimedia-Projekte stammt aus Deutschland: Vor dreieinhalb Jahren wurde Wikidata entwickelt – eine zentrale Plattform für Daten, die verknüpfte Projekte automatisch aktuell hält. Gibt es zum Beispiel eine neue Statistik zu Einwohnern in Berlin, muss die aktuelle Zahl nur in Wikidata eingegeben werden und wird in Wikipedia automatisch geändert. Der große Vorteil dieser Wissensdatenbank: Die Daten in Wikidata lassen sich multilingual nutzen – sowohl von Menschen als auch von Maschinen. Im Winter 2014 übergab Google sein ähnliches Projekt Freebase an Wikimedia, der Großkonzern erachtete Wikidata als communitybasierte Wissensdatenbank zukunftsfähiger.

15. Der Soundtrack der Wikipedianer

Haben die Wikipedianer einen Erkennungssong namens "Hotel Wikipedia"? Dabei soll es sich um ein Cover zu "Hotel California" von den Eagles handeln, das 2004 von einem Nutzer produziert wurde. Laut Wikimedia handelt es sich aber nur um ein Gerücht. Das Thema "gemeinsamer Soundtrack" beschäftigt die Wikipedianer aber wirklich: Auf einer Seite sammeln die AutorInnen ihre Lieblingssongs, um so den ultimativen Wikipedianer-Soundtrack zu erstellen und sich gegenseitig noch besser kennenzulernen.