Wir haben uns nach langer Zeit wieder mit einem guten Freund verabredet und er beschäftigt sich während des Treffens lieber mit seinem Smartphone als mit uns. Dürfen wir jetzt wütend sein oder sollten wir gelassener reagieren?Die 

US-amerikanische Soziologin Sherry Turkle beschäftigt sich seit Jahren als Professorin am Massachusetts Institute of Technology (MIT) mit dem Umgang der Menschen mit ihrer Kommunikationstechnologie und deren Folgen. Ihr Text "

Stop Googling. Let's Talk

" hat in den vergangenen Tagen eine

Diskussion im Netz 

ausgelöst. Turkle fragt darin, was es mit uns Menschen macht, wenn wir unser Smartphone immer bei uns haben. In dem Text erwähnt sie unter anderem eine Studie, die herausgefunden hat, dass bereits das Smartphone am Tisch ein persönliche Gespräch verändert. 

Es ist gut, dass wir ab und zu daran erinnert werden, uns nicht immer und überall mit unserem Handy zu beschäftigen. Außerdem ist es wichtig, unserem Gegenüber die nötige Wertschätzung entgegenzubringen. Die Smartphone-Nutzung ist natürlich immer abhängig von der jeweiligen Situation –  aber unsere derzeitige Handy-Nutzung ist erst der Anfang der digitalen Vernetzung. Deshalb sollten wir unseren Umgang mit dem Smartphone nicht ideologisch befrachten, weil wir die weitere Entwicklung der Vernetzung ohnehin nicht aufhalten können.

Schon jetzt nutzen wir unser Smartphone als Multifunktionsgerät  – um die schnellste Bahnverbindung herauszusuchen oder uns den Standort von Freunden anzeigen zu lassen. Längst ersetzt das Smartphone Kamera und Duden. Wir haben Orte gesammelt, in denen wir unser Handy nicht missen wollen:

Mit dem Handy beim Arzt

Wie oft sitzen wir stundenlang beim Arzt und haben das Gefühl, die Zeit läuft uns davon. Was könnten wir nicht alles Sinnvolles in dieser Zeit erledigen: Einkaufslisten schreiben, ein Geschenk online bestellen, Vokabeln lernen...

In manchen Arztpraxen ist der Gebrauch des Smartphones verboten. Wenn es ums Telefonieren geht oder wenn hochsensible Diagnosegeräte gestört werden könnten, ist das nachvollziehbar. Wenn ich aber in Ruhe vor mich hin googel, störe ich ja niemanden. Und mir ist nicht mehr langweilig.

In der Uni

Ähnlich wie in der Schule sehen es manche Dozenten nicht gerne, wenn das Smartphone im Hörsaal auf dem Tisch liegt. Wir nutzen das Handy jedoch längst nicht mehr nur für sinnlose WhatsApp-Nachrichten, sondern als Navigationsgerät, digitalen Duden und Übersetzungshilfe.

In der Uni brauchen wir unser Smartphone, wenn wir mal schnell eine Theorie oder einen Begriff nachschauen wollen. Manche ProfessorInnen begrüßen das sogar – in einigen Vorlesungen wurde bereits eine Twitterwall eingerichtet. Dort ist das Smartphone auf der Unibank durchaus erwünscht.

Mit dem Handy in der Bahn

Viele von uns fahren täglich mit dem Bus, S-, U- und Straßenbahn. Gerade hier bietet es sich an, ein Buch auf dem Smartphone oder auch Online-Nachrichten zu lesen. Viele Ältere finden das unhöflich, wenn andere Fahrgäste in der Bahn auf ihre Smartphones starren – ich finde das der Zeit angemessen. Bereits im alten Rom galt das Sprichwort "Carpe diem" (Nutze den Tag): Okay, mach ich.

Es gibt natürlich Momente, in denen wir das Handy ausschalten sollten: Zum Beispiel beim ersten Date oder der letzten Trennung.

Spannend wird es jedoch dann, wenn der nächste Moment der Vernetzung eintritt und wir per Chip im Arm den Tee im Café bestellen und gleichzeitig unsere Mails checken.