Naturschützer*innen und Landwirt*innen forderten am Samstag parallel zur Agrarmesse Grüne Woche in Berlin ein Umsteuern in der Agrarpolitik.

Unterstützung für kleinere Bio-Bauernhöfe, Insektenschutz und eine artgerechte Tierhaltung – dafür gingen am Samstag tausende Menschen in Berlin auf die Straße. Mehr als 150 Traktoren aus ganz Deutschland fuhren am Kopf des Demozuges, der am Mittag am Brandenburger Tor startete und weiter durch das Regierungsviertel zum Landwirtschaftsministerium zog. Die Veranstalter*innen sprachen von 27.000 Teilnehmer*innen, erwartet wurden im Vorfeld 15.000.

Landwirt*innen übergaben bereits am Morgen beim Auswärtigen Amt die sogenannte bäuerliche Protestnote. Vertreter*innen aus 70 Ländern waren dort am Samstag zu einem Agrarminister*innengipfel zusammengekommen. Gastgeberin ist die deutsche Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU).

Auch Fridays for Future unterstützt die Demo

Zum zehnten Mal hat das Bündnis Wir haben es satt zum Start der Agrarmesse Grüne Woche in Berlin zu den Protesten aufgerufen. Mehr als 100 Verbände und Unternehmen gehören zu dem Bündnis, darunter Greenpeace, die Naturschutzorganisation Nabu und der Lebensmittelhersteller Alnatura. "Wir erleben seit vielen Jahren, dass das Landwirtschaftsministerium die Agrarindustrie hofiert", sagte Christian Rollmann, Sprecher der Organisator*innen. Die Kritik: Von der EU fließen Subventionen in Milliardenhöhe in die Landwirtschaft . Doch dabei wird nicht unterschieden, wie der jeweilige Betrieb wirtschaftet. 20 Prozent der Höfe erhalten mehr als drei Viertel dieser Subventionen. Dabei handelt es sich meist um die größten Betriebe, die häufig nicht nachhaltig arbeiten.

Erstmals wird die Demonstration auch von der Klimaschutzbewegung Fridays for Future unterstützt. Laut Polizei verlief der Protest friedlich, Angaben zu Teilnehmer*innenzahlen machten die Beamt*innen am Samstagnachmittag noch keine.

Wir erleben seit vielen Jahren, dass das Landwirtschaftsministerium die Agrarindustrie hofiert.
Bündnis-Sprecher Christian Rollmann

Zu den Forderungen der Aktivist*innen zählt auch ein Nein der deutschen Regierung zum EU-Mercosur-Abkommen. Mit ihm will die EU gemeinsam mit dem südamerikanischen Staatenverbund aus Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay die größte Freihandelszone der Welt schaffen. Kritiker*innen hatten einen Stop des Abkommens wegen der Brände im Amazonas und der Klimapolitik des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro gefordert. Bei der Demo am Samstag in Berlin warnten Teilnehmer*innen außerdem auf ihren Plakaten vor vermehrt billigem Rindfleisch und einer Verdrängung einheimischer Produkte.

Deutschland übernimmt von Juli bis Dezember 2020 den EU-Ratsvorsitz. Wir haben es satt fordert Landwirtschaftsministerin Klöckner dazu auf, das Freihandelsabkommen nicht zu unterstützen. Dieses käme nur bei Einstimmigkeit aller EU-Mitgliedsstaaten zustande.