Schon auf dem Weg zum Bundeswirtschaftsministerium ist klar: Dies ist kein normaler Freitagvormittag. Die Busse, Straßenbahnen und U-Bahnen, die zum Hauptbahnhof fahren, sind voll. An den Bushaltestellen können nicht alle mitfahren, Kinder warten mit ihren Eltern auf den nächsten Bus. Fast alle haben Transparente dabei. "Schützt die Welt! Sonst ist die Zukunft zerstört!", steht auf dem Schild von Paul. Der Sechsjährige ist mit seiner Mutter unterwegs zum Fridays for Future-Streik. Neben ihm im Bus steht Nora, ebenfalls sechs, die einen gezeichneten Eisbären auf dem T-Shirt trägt. "Damit es weiterhin Eisbären gibt", sagt sie.

Mit dem Klimawandel schmilzt die Lebensgrundlage von Eisbären, das wissen beim Streik fast alle. Die Transparente der Schüler*innen und Studierenden zeugen von einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit den Folgen des Klimawandels. Den Vorwurf, sie würden nur nicht zur Schule gehen wollen und sich deshalb am Protest beteiligen, kann hier niemand bestätigen. Die 13-jährige Jana hält ein Schild in die Luft: "Wir schwänzen nicht, wir kämpfen".

Als Luisa Neubauer – eine der Organisator*innen der Klimaschutzbewegung – die Bühne betritt, wird es laut. "Wir lassen uns die Welt nicht wegnehmen", ruft sie der Menge zu. Als Antwort bekommt sie Applaus und Jubel. Um die Welt geht es heute und auch der Streik, denn zum ersten Mal werden die Fridays for Future-Proteste zu einem globalen Protesttag ausgeweitet. In fast 1700 Städten weltweit gehen Jugendliche auf die Straßen – von Finnland bis Südafrika. Demonstrationen gab es unter anderem in Sydney, Bangkok und Hongkong. Wie der weltweite Protest organisiert wurde, berichteten Mitglieder von Fridays for Future bereits bei ze.tt.

Vor das Bundeswirtschaftsministerium sind laut Angaben der Polizei an diesem Freitag mehr als 10.000 Demonstrierende gekommen. "Und es werden immer mehr", sagt ein Polizist am Straßenrand. Die Veranstalter*innen melden 25.000 Teilnehmende in Berlin. Deutschlandweit sollen über 300.000 Menschen für das Klima demonstriert haben, so Fridays for Future.

"Ich bin stolz auf euch", verkündet im Anschluss Eckart von Hirschhausen, Arzt und Wissenschaftsjournalist auf der Bühne. Als einer der Vertretenden von Scientists for Future, einer Gruppe von Wissenschaftler*innen, überreicht er Fridays for Future eine Liste mit Unterschriften der Unterstützer*innen. Über 23.000 Wissenschaftler*innen bekunden darin ihre Solidarität mit den Streikenden – und auch die Solidarität mit den politischen Zielen des Protests. Damit wird die Klimaschutzbewegung größer und mächtiger, nicht nur auf der Straße.