Jede*r mag lustige Kolleg*innen – oder nicht? Lustige Sprüche zwischen der Kaffeemaschine und der Mittagspause lockern die Stimmung auf und machen den Arbeitsalltag erträglicher. Doch in Präsentationen und Meetings können sie dazu führen, dass einer Person die Kompetenz abgesprochen wird. Ob Humor am Arbeitsplatz positiv oder negativ aufgefasst wird, scheint dabei vor allem von einem Faktor abzuhängen: dem Geschlecht. Zu diesem Ergebnis kommt eine US-amerikanische Studie der University of Arizona.

Humor am Arbeitsplatz

Bei der Studie wurden die Teilnehmer*innen in zwei Gruppen unterteilt und sollten eine*n potenzielle*n Bewerber*in bewerten. Die erste Gruppe umfasste fast 100 Personen, die zweite 216. Jede*r Teilnehmende erhielt einen Lebenslauf der fiktiven Person Sam. Der Name kann im Englischen für alle Geschlechter verwendet werden. Zusätzlich wurde den Teilnehmenden ein Video gezeigt, in dem Sam eine Präsentation hielt und dabei Witze machte. Die Hälfte der Teilnehmer*innen sah ein Video mit einer Frau, die andere mit einem Mann. Im Anschluss sollten sie bewerten, ob Humor der Präsentation geschadet oder sie verbessert hätte.

Den Teilnehmenden der zweiten Versuchsgruppe wurden vier verschiedene Präsentationsvideos gezeigt. Zusätzlich zu den lustigen Präsentationen gab es nun auch zwei Videos, in denen Sam eine ernste Präsentation hielt. Anschließend sollten die Teilnehmer*innen angeben, wie lehrreich sie die Präsentation fanden und wie sie Sams Stand im Unternehmen sowie seinen*ihren Beitrag zum Erfolg des Unternehmens einschätzen würden.

Lustige, kompetente Männer?

Die Ergebnisse machen deutlich, dass Humor bei Männern und Frauen im Arbeitsalltag oft unterschiedlich bewertet wird. Während sich die Einschätzung vom Status des männlichen Sams durch lustige Bemerkungen verbesserte, sank der Status der weiblichen Sam durch ihre Witze. Der Humor des Mannes wurde also positiv aufgefasst und verbesserte die Einschätzung seiner Stellung im Unternehmen und seines Führungspotenzials. Und das nicht nur gegenüber der weiblichen Sam: Der erste Präsentationsstil des Mannes kam schlechter an. Bei der weiblichen Sam war das Ergebnis genau andersherum. Hier wurde Ernsthaftigkeit als Kompetenz ausgelegt.

Die Wissenschaftler*innen schlussfolgern, dass diese Ergebnisse mit den Vorurteilen gegen Männer und Frauen in der Arbeitswelt zu tun haben. Frauen müssten noch immer mehr kämpfen, um eine höhere Stellung in einem Unternehmen zu erreichen. Weiterhin gebe es das Klischee, dass Frauen weniger engagiert arbeiten würden. Ihre Hauptverantwortung würde noch immer mehr in der Sorgearbeit für die Familie gesehen, interpretierten die Wissenschaftler*innen die Ergebnisse der Studie.