Was nach dem Beginn eines Horrorfilms klingt, ist leider bittere Realität: Vergangenen Monat wurden bereits vier Schiffe an der Westküste Japans angespült, wie der US-amerikanische Fernsehsender CNN berichtet. Ein Küstenwächter von Akita, einer Japanischen Hafenstadt, teilte mit, dass insgesamt acht Leichen in einem der angespülten Schiffe gefunden wurden. Auch wenn es von offizieller Seite noch keine Informationen bezüglich der Herkunft der Schiffe und Leichen gibt, lassen Anhaltspunkte vermuten, dass sie aus Nordkorea stammen, so CNN.

[Außerdem bei ze.tt: Reisen nach Nordkorea: Ist es moralisch vertretbar, in einem totalitären Staat Urlaub zu machen?]

Von mindestens vier Funden war allein im November die Rede. So wurden am 15. November drei Nordkoreaner*innen von der Japanischen Küstenwache gerettet. Am nächsten Tag fand man drei Leichen an Bord eines Schiffes. Am 17. November wurden weitere vier Leichen in einem Schiff gefunden, welches ganz in der Nähe angespült wurde. Am 23. November konnten acht Nordkoreaner*innen vor Akita gerettet werden und einige Tage später fand man dort nochmals acht Leichen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Personen starker Erschöpfung oder dem Hungertod erlagen. Die Schiffe waren meist sehr einfach und klapprig, ohne moderne Motoren oder Navigationssysteme, so der britische Internet-Nachrichtendienst BBC.

Warum passiert das?

Man vermutet, dass es sich bei vielen der Schiffe um Nordkoreanische Fischerboote handelt, die auf der Suche nach Königskrabben oder Tintenfischen waren. In den Fällen, in denen noch Überlebende an Bord waren, bestätigten diese zumindest, dass sie aus Nordkorea kamen. Nordkorea selbst erwähnte die vermissten Schiffe übrigens nicht, wie BBC berichtet.

Doch warum gehen die Menschen dieses Risiko überhaupt ein und riskieren ihr Leben für den Fischfang? Die Vermutung liegt nahe, dass die Personen an Bord unter hohem Druck standen. Die nordkoreanische Regierung fordert in letzter Zeit – aufgrund der zahlreichen internationaler Sanktionen – größere Fänge von den Fischer*innen. Die Tatsache, dass Nordkorea im vergangenen Jahr einige ihrer Fischereirechte an China verkauft, erhöht diesen Druck noch zusätzlich.

Ein Professor der japanischen Seigakuin Universität, Satoru Miyamoto, erklärt gegenüber CNN, dass die Anzahl der angespülten Schiffe seit 2013 gestiegen sei: "Es passiert seitdem Kim Jong Un entschied, die Fischereiindustrie zu erweitern, um die Einnahmen des Militärs zu erhöhen. Deshalb nutzen sie alte Boote und besetzen diese mit Militär, also mit Menschen, die überhaupt kein Wissen über die Fischerei haben. Es wird so weitergehen."

Verängstigte Einwohner*innen

Viele japanische Einwohner*innen sind von den Geisterschiffen verängstigt. Eine von ihnen ist Kazuko Komatsu. Sie gibt der New York Times zu verstehen, dass Nordkorea "ein mysteriöses Land ist. Wir wissen nicht viel. Ich weiß nicht, ob sie hierher kommen, um zu fliehen oder ob sie aus versehen hier gelandet sind."

Das Bild Nordkoreas ist mediengemacht. Was im Land wirklich passiert, kann nur gemutmaßt werden. Auch wenn die überlebenden Crew-Mitglieder angaben, dass schlechtes Wetter und technische Probleme dazu führten, dass ihre Schiffe von der eigentlichen Route abkamen und letztendlich in Japan strandeten, vermuten einige Anwohner*innen doch andere Hintergründe.