Eine Stadt wie New York erzählt tausend Geschichten. Zwischen den Häuserschluchten hängen die Gefühle von Millionen von Menschen, an den Straßenecken wurde unzählige Male gestritten, getreten, geliebt. Nicht umsonst drehen sich zahlreiche Sendungen von Sex & The City bis Girls, Romane und Artikel um das Liebesleben der Großstädter*innen.

Auch das US-amerikanische Onlinemagazin The Cut lässt das Thema nicht los. Deshalb hat es eine interaktive Karte kreiert, die das Suchen und Finden der Liebe in der Metropole widerspiegelt. Von den 1950er Jahren bis heute kann jede*r persönliche Erlebnisse einreichen, Orte markieren, an denen rumgemacht, sich getrennt, in der Öffentlichkeit miteinander geschlafen wurde. Orte, an denen Gelegenheiten verpasst, aber auch die Liebe gefunden wurde.

Aktuell zählt die Karte fast 500 einzelne, anonyme Berichte. Manches will man vielleicht gar nicht wissen, andere Erinnerungen berühren, auch wenn man die Menschen nicht persönlich kennt. Die ältesten Liebesgeschichten stammen aus den 1960er Jahren.

So schreibt eine Frau, sie verliebte sich auf einer Parkbank auf der 1st Avenue zwischen der 41sten und 42sten Straße in die Liebe ihres Lebens, einen irischen Mann, mit dem sie oft dort hinspazierte: "Wir haben auf den East River geschaut und er hat mir Lieder aus seiner irischen Nachbarschaft vorgesungen. Irish Soldier Boy war mein Lieblingslied und ich liebe es auch heute noch. Manchmal, wenn die Stimmung passt, bekomme ich ihn auch heute – 50 Jahre später – noch dazu, dieses Lied für mich zu singen."

Eine Neuordnung der Stadt

Die Karte erzählt aber auch von Trennungen, wie einer 2016 im Lenox Hill Hospital: "Hier habe ich rausbekommen, dass mein Freund mich betrogen hat. Aber er war dort, weil ihm das Karma eine Blinddarmentzündung und eine Infektion nach der Operation verpasst hatte."

Auch öffentlicher Sex ist vermerkt, von Fingern im Taxi, einen Runterholen im Zug bis zu Geschlechtsverkehr auf Toiletten: "Meine Freundin und ich hatten merkwürdigen Sex auf dem Klo im Keller eines Cafés während eines Jazz-Konzerts", schreibt ein Mann über ein Ereignis im Cornelia Street Café 2003.

Ein anderer hat eine verpasste Gelegenheit vermerkt, die ihn sein Leben lang beschäftigt. Ecke 81ste Straße und Central Park West, 2006: "An der unscheinbaren Bushaltestelle an der Ecke hat mir meine Freundin, mit der ich eine Fernbeziehung führte, ein Ultimatum gestellt: Sie heiraten oder sie in den Bus steigen und für immer gehen lassen. Ich frage mich immer noch, ob ich sie hätte heiraten sollen."

So kann mit der Karte jede*r in eine Welt eintauchen, die sonst verborgen bleibt. Sie ordnet die Stadt neu, unabhängig von Straßennamen: in einen Stadtplan der Liebe.