Auf der anderen Straßenseite steht diese eine – ach, wie hieß sie noch gleich? Vor zwei Wochen seid ihr euch auf einer Party begegnet, habt ein wenig geplaudert und zwei Tequila gekippt. War witzig mit ihr, aber der Name ist dir entfallen und – oha, jetzt kommt sie auch noch rüber. Hand geben, umarmen oder sogar Bussis auf die Wangen – wie verhältst du dich in dieser Situation, ohne zu aufdringlich oder zu distanziert zu sein?

Von wem wir uns wo berühren lassen und wen wir wo berühren dürfen, ist nie einfach zu beantworten. Die Uni in Oxford und die finnische Aalto-Universität haben versucht, einigermaßen universale Antworten zu finden. In der bisher umfassendsten Studie zum Thema Berührungen hat das Forscher*innenteam mehr als 1.300 Frauen und Männer aus England, Finnland, Frankreich, Italien und Russland befragt, von wem sie sich an welchen Körperteilen anfassen lassen. Oder eben nicht.

Das Ergebnis: Je enger die Beziehung ist, desto eher lassen wir unser Gegenüber an uns ran. "Das deutet darauf hin, dass Berührungen ein wichtiges Hilfsmittel sind, um soziale Beziehungen zu erhalten", erläutert Juulia Suvilehto aus dem Forscher*innenteam in der Mitteilung der Unis. Wo wir uns anfassen lassen, hänge zudem vom Vergnügen ab, das eine Berührung an der jeweiligen Stelle erzeuge. Laut der Studie haben Italiener*innen die größten Berührungsängste, Finn*innen würden sich hingegen am liebsten anfassen lassen.

Männer würden sich eher von einer völlig Fremden in den Schritt fassen lassen als von ihrer Mutter.

"Die Beziehung spielt eine größere Rolle als die Vertrautheit", stellt Oxford-Prof Robin Dunbar fest. "Einem Freund, den wir eine längere Zeit nicht mehr gesehen haben, wird es trotzdem möglich sein Bereiche anzufassen, wo uns Bekannte, die wir täglich sehen, nicht berühren dürfen." Frauen erlauben ihrem Partner mehr Bereiche ihres Körpers zu berühren, als Männer es ihrem Partner gestatten. Männer sind laut der Studie ohnehin distanzierter, auch was Berührungen innerhalb der Familie angeht. Männer würden sich eher von einer völlig Fremden in den Schritt fassen lassen als von ihrer Mutter.

Die Ergebnisse hat das Forscher*innenteam in Körperzonen-Karten visualisiert, die in dem wissenschaftlichen Journal PNASerschienen sind. Wir haben ein paar dieser Karten zu Berührungsguidelines umgeformt: Die orangen Bereiche können angefasst werden; von den blassen Körperteilen lässt man besser die Finger. Die Grafik liefert auch eine Lösung für die anfangs beschriebene Alltagssituation: Sowohl als Frau als auch als Mann wäre es am klügsten, es bei einem Handschlag zu belassen. Nach den nächsten zwei Tequila könnte das aber auch schon wieder anders aussehen.