Am Dienstagabend erhielt Ramin, 47, einen Anruf seines Lebensgefährten Kevin, 28. Kevin arbeitet an der Rezeption eines Hotels nahe der Berliner Messe und hat dort regelmäßig Kontakt mit Tourist*innen aus der ganzen Welt – auch aus Gebieten, in denen sich Menschen mit dem Coronavirus infiziert haben.

Am Telefon klagte Kevin über starken Husten und Halsschmerzen, die relativ plötzlich aufgetaucht seien. Eine normale Erkältung oder eine Grippe? Ramin war skeptisch, immerhin hatten Kevin und er sich erst kürzlich mit einem vierfachen Grippeimpfstoff schützen lassen. Ohne gleich in Panik auszubrechen, versprach Ramin seinem Lebensgefährten, sich zu informieren, weil Kevin auf der Arbeit zu sehr eingespannt war. Doch zu dem Zeitpunkt war es bereits nach 20 Uhr. Die in Berlin eingerichtete Hotline ist um diese Zeit nicht mehr besetzt. Dort kann man anrufen, wenn der Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus besteht.

Bis zum kommenden Tag wollte Ramin jedoch nicht warten. "Es ist mir seltsam erschienen, dass er trotz der Impfung so unvermittelt krank geworden ist", sagt er. Zudem sei es ihm nicht nur um den Schutz seines Lebensgefährten gegangen, sondern auch um den der Allgemeinheit.

Also wandte sich Ramin an die Hotline des kassenärztlichen Notdienstes, wo er gegen 21 Uhr einen Arzt ans Telefon bekam. Dieser riet ihm, entweder bis zum nächsten Tag zu warten und dann den*die Hausärzt*in zu kontaktieren – oder in eine Klinik zu gehen. Am kommenden Tag besuchten Kevin und Ramin einen Hausarzt. Dort schickte man Kevin fort und sagte, es würde sich vermutlich um eine reguläre Erkältung handeln.

Aber die beiden wollten auf Nummer sicher gehen. Einen Tag später erhielten sie bei einer Infektologin einen Termin. Dort setzte man sie in ein abgetrenntes Wartezimmer und nahm mit einem Stäbchen einen Abstrich. Kevin sollte nun zunächst auf eine reguläre Grippe untersucht werden. Das Ergebnis lag jedoch erst am kommenden Tag vor – bis dahin blieb Kevin zu Hause. Erst wenn dieser Test negativ ausfiele, sollten eventuell weitere Maßnahmen ergriffen werden.

Kevin und Ramin waren verwundert über die Trägheit dieses Prozesses. Haben sie überreagiert? Ist dieser Ablauf der Untersuchung so angebracht?

Wie entscheiden Ärzt*innen, ob sie auf das Virus testen?

Nach Angaben der obersten Bundesbehörde für Infektionskrankheiten, dem Robert-Koch-Instituts (RKI), entscheiden Ärzt*innen eigenständig, ob sie auf eine SARS-CoV2-Infektion prüfen oder nicht. Dafür hat das RKI ein Flussschema erstellt, anhand dessen medizinisches Personal entscheidet, ob ein Verdacht vorliegt – und wie dann vorgegangen wird.

Wenn Patient*innen Symptome zeigen (Husten, Fieber, Atemnot, Lungenentzündung) und in einer Region waren, in der Fälle bekannt sind oder Kontakt mit einer infizierten Person hatten, sollten sie laut Schema untersucht werden. Auch die Senatsverwaltung für Gesundheit in Berlin passt sich an diese Maßstäbe an. Nur eine Reise nach Italien oder China rechtfertigt demnach noch keine Maßnahmen  – ebensowenig wie Husten oder Fieber ohne nachgewiesenen Kontakt zu infizierten Personen.

Beim RKI ist man ohnehin der Überzeugung, in Deutschland herrsche keine akute Gefahr. "Die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung wird in Deutschland aktuell als gering bis mäßig eingeschätzt", schreibt das Institut auf seiner Website. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch: Nicht jeder Mensch, der mit dem Virus infiziert ist, erkrankt automatisch an der Krankheit Covid-19 (Coronavirus Disease 2019).

Was also tun, wenn man denkt, betroffen zu sein?

Wer wie Kevin denkt, vom Coronavirus betroffen zu sein, sollte nicht direkt zur Hausärzt*innenpraxis gehen. Dort könnte er*sie Wartende anstecken. So empfiehlt es die Senatsverwaltung. Besser sei es, telefonisch Kontakt zum örtlichen Gesundheitsamt aufnehmen. Dort würde dann entschieden, wie es weitergeht. Das RKI hat eine Website eingerichtet, auf der man schnell nach dem zuständigen Gesundheitsamt suchen kann.

Weitere Informationen zum Coronavirus: