Einen wichtigeren Preis gibt es nicht. Warren Richardson bekommt den World Press Photo Award für sein Foto eines Vaters, der sein kleines Kind unter einem Stacheldrahtzaun hindurchreicht. Es ist die Grenze von Serbien nach Ungarn. Für viele Flüchtende ist der Weg da noch lange nicht zu Ende.

Als wäre es Kohle auf einem Blatt, sagt einer der Juroren über den Stil des Fotos. Man fühlt  mit dem Vater; es stand heraus unter den anderen Einreichungen, es ist ein gutes Symbol für die Flüchtlingskrise des Jahres 2015.

Mein erster Impuls war, mich erneut über die düsteren Sieger der Awards zu ärgern. Aber die Welt ist so düster, leider. Wir müssen ihr uns stellen.

Der World Photo Award zeigt uns die Realität, ja. Und doch sind die Bilder ausgewählt, kuratiert. Die Juroren zeichnen außergewöhnliche Leistungen aus. Fotojournalisten rund um die Welt riskieren an jedem Tag ihr Leben, um uns die Realität zu zeigen. Es ist eine fordernde, verzehrende Aufgabe.

Es gibt so viel Gutes in der Welt

Was fehlt, ist dennoch das Licht. Es gab viel Gutes im vergangenen Jahr. Menschen die Flüchtenden helfen, die Leben retten. Männer, die für ihre verlorene Liebe gigantische Sonnenblumenfelder pflanzen oder Mütter, die zwischen Uni, Job und Ehrenamt tanzen und alles irgendwie auf die Reihe bekommen. Oder Emily und Kate: Das lesbische Paar bekam zwei Söhne, nur wenige Tage nacheinander. Nun ziehen sie sie gemeinsam auf, die Fotografin Sara Naomi Lewkowicz begleitet sie. Dafür bekam sie den dritten Preis in der Kategorie Contemporary Issues.

Es sind diese Geschichten, an die wir denken müssen. Es ist manchmal verführerisch, schlimme Bilder zu zeigen - viele Leser klicken darauf. Aber wir erzählen auch die guten Geschichten.

Oft sind sie irgendwie klein, ziemlich persönlich, sie zeigen das große Ganze nicht und, naja, die Action fehlt. Das ist eine traurige Feststellung. Wir sollten uns wieder mehr Zeit für die guten Geschichten nehmen.

Alle Siegerbilder findet ihr hier.