Es gibt jede Menge Dinge, mit denen sich junge Menschen heute quälen: die Wahl des richtigen Studiums, wohin es zum Erasmus gehen soll, wer die*der Richtige ist. Wer dann arbeitet, klagt häufig über die hohe Belastung oder zweifelt, ob es der richtige Job ist. Es gibt so viele Möglichkeiten, dass es nicht immer leicht fällt, sich zu entscheiden. Der Generation unserer Großeltern ging es genau andersrum – viel auszusuchen gab es häufig nicht. ze.tt hat in einem Berliner Seniorenheim fünf Menschen über 66 Jahren getroffen und sie gefragt, worum sie die Jugendliche und junge Erwachsene beneiden – und worüber sie froh sind, dass es damals anders war.

Harry Stark, 86

"Ich wollte Komiker werden, dann wäre mein Leben heute ganz anders. Ich hätte Auftritte und würde auf Bühnen stehen. Aber mein Vater war so streng, er hat es nicht erlaubt. Er sagte: 'Du wirst Schlosser', und da gab es keine Widerrede. Heute unterstützen die Eltern ihre Kinder mehr. Aber wenn ich nicht gehorcht habe, gab es links und rechts eins an die Backen, manchmal bin ich sogar blau gewesen von den Schlägen. Ganz schlimm hat er mich verprügelt, als er die Panzerfaust gefunden hatte, die ich im Keller versteckt hatte. Nach dem Krieg haben wir Jugendliche die aus Baugruben geklaut und damit im Wald auf Bäume geschossen."

Eva Tschierschwitz, 83

"Ich durfte nie alleine Tanzen gehen. Mein Vater ist im Krieg gefallen und meine Mutter hat mich und meine beiden Brüder alleine großgezogen. Zu Hause war so viel zu tun, dass sowieso kaum Zeit war, rauszugehen. Wir hatten Hasen und Ziegen und ein Grundstück mit Garten und ich musste immer die Kartoffeln schälen. Bevor nicht zu Hause alles erledigt war, war gar nicht daran zu denken, die Mutter zu fragen, ob ich etwas unternehmen durfte. Große Reisen, wie sie viele Junge heute unternehmen, waren damals nicht möglich – ich hatte vielleicht mal zwei Tage Urlaub von meiner Akkordarbeit. In der Rente war ich dann aber viel unterwegs, vor allem in der Südsee, Tahiti und alles, mein Mann wollte immer dahin, wo es warm ist."

Sabine Foljanty, 83

"Ich konnte nicht studieren, weil ich in der DDR lebte, aber den Kommunismus nicht wollte. Also war ich nicht in der Freien Deutschen Jugend (FDJ) und dann brauchte man sich erst gar nicht bewerben. Ich hätte gerne Naturwissenschaften studiert und danach mal schauen, aber soweit ist es gar nicht gekommen. Mir wurde dann ein Arbeitsplatz zugewiesen: Ich war technische Bibliothekarin in einem Funkwerk. Die Ausbildungsmöglichkeiten, die es heute gibt, die hatten war damals einfach nicht. Aber ich finde es eigenartig, wenn sich junge Leute heute manchmal wegen befristeter Jobs beschweren, das gab es damals auch schon. Mein Job im Funkwerk war auch auf zwei Jahre befristet."

Frank McCarthy, 66

Annemarie Leppuhner, 88

"Die technischen Möglichkeiten sind heute ganz andere. Vor Kurzem hat mir mein Sohn auf so einem Gerät ein Foto vom Grab meines Mannes gezeigt, das ist schon toll. Ich bin nicht mehr so gut zu Fuß und da ist dann schon praktisch. So was hatten wir damals nicht. Als ich jung war, da haben wir Briefe und Karten geschrieben, Telefone hatten nicht so viele. Von daher bin ich schon dankbar für den technischen Fortschritt. Aber ein Handy werde ich mir nicht mehr anschaffen."