Akku leer? Geh pinkeln.

Sich in die eigenen Socken zu pinkeln, ist wohl nicht jedermanns Lieblingsbeschäftigung. Vielleicht wird es das aber, wenn wir damit Strom erzeugen und unsere Handys aufladen können? Ein Forschungsteam des Bristol BioEnergy Centre von der University of the West of England experimentierte Ende vergangenen Jahres mit Socken, die Urin mithilfe von mikrobiellen Brennstoffzellen in Strom umwandeln können. Klingt eklig, sieht auch so aus, könnte aber nützlich werden. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass die Socken in der Lage sind, ein drahtloses Signal an einen PC zu senden.

Dabei übernimmt die Gehbewegung die Aufgabe des "Motors". Mit jedem Schritt wird das Urin durch etliche kleine Röhrchen gepumpt, die an den Unterschenkeln befestigt sind. Rinnt das gelbe Gold über die Brennstoffzellen, entsteht elektrische Energie.

"Wir hatten zuvor bereits ein Handy mithilfe urinbetriebener, mikrobiellen Brennstoffzellen aufgeladen und wollten die verwendete Technologie nun für den Menschen tragbar machen", sagt Professor Ioannis Ieropoulos vom UWE Bristol. Ziel war es, ein komplett selbstversorgendes System zu kreieren, das auf rein menschlicher Energie basiert. Urin ist das Benzin, mittels der Schritte wird gepumpt und Strom produziert. Ein System, das zwar nicht besonders viel davon erzeugt, aber komplett autark ist. Viel mehr Öko kann Ökostrom nicht sein. Die genauen Ergebnisse des Experiments wurden in Bioinspiration & Biomimetics veröffentlicht.

Mit Urin zu den Dritten

Stammzellenforscher des Guangzhou-Instituts in der Nähe von Hongkong nutzten aus menschlichen Urin gewonnene Zellen, um Zähne zu züchten. Diese waren zwar ein wenig weicher als die des Menschen, hatten aber alle wichtigen Eigenschaften: Elastizität, Zahnpulpa, Dentin und Zahnschmelz. Die Forscher verbanden dafür Stammzellen aus menschlichem Urin mit Mausgewebe und implantierten das danach den Tieren. Schon drei Wochen später begannen die Zellbündel einem Zahn zu ähneln.

Diese Zahnimitation könnte in Zukunft in das Gebiss von Menschen transplantiert werden. Und solange sie nicht gelblich sind und nach Klo stinken – warum nicht? Die Studie wurde im Cell Regeneration Journal publiziert.

Das bessere Putzmittel

Die Mutigen machen es den alten Römern nach. Die nutzten abgestandenen Urin, um ihre Zähne zu weißen. Abgestanden, weil nur so der beißend riechende Ammoniak zum Einsatz kommt. Als Base hat die chemische Verbindung reinigende Wirkung und kann Säuren neutralisieren. Leider hebt es wohl auch Mundgeruch auf ein völlig neues Level.

Wenn wir schon beim Putzen sind: Die alten Römer nutzten das körpereigene Stinkemittel auch, um Stoffe und Kleidung zu reinigen. Sie waren sogar so sehr von seiner fettlösenden Wirkung überzeugt, dass sie in der Stadt kleine Fässer aufstellten, damit geladene Passanten da hineinlullen konnten. Irgendjemand Bemitleidenswerter sammelte diese Gefäße dann ein, brachte sie zu einer Wäscherei und entleerte den Inhalt über schmutzige Klamotten in eine Badewanne. Irgendjemand noch viel Bemitleidenswerterer stand in dieser Urin-Wanne und stampfte auf den Klamotten herum bis sie sauber waren. Haushalts-Reinigungsmittel sind übrigens bis heute zum Teil mit Ammoniak versetzt.