Eine Frau schaut mit ernstem Blick in eine Kamera: "So, it's finally happened", sagt sie mit fester Stimme. "Es ist also passiert." Und weiter: "Das, wovor du immer Angst hattest / etwas aus anderen Ländern / hat deine Jobs genommen / hat es unsicher gemacht, auf den Straßen zu gehen / sperrt dich zu Hause ein". Eine Angst, wie sie von rassistischer Rhetorik geschürt wird, ist also wahr geworden, legt das Gedicht nahe. Jobs und Sicherheit sind bedroht. Aber nicht durch Immigrant*innen, sondern von einem Virus.

Nach der ersten Zeile schaltet das Video auf einen Mann, der die nächste Zeile des Gedichts You Clap For Me Now vorträgt. So geht es weiter, mit jeder Gedichtzeile erscheint eine andere Person im Bild, insgesamt mehr als 50 Menschen. Was sie alle verbindet? Sie sind Immigrant*innen erster, zweiter und dritter Generation in Großbritannien, darunter Ärzt*innen, Krankenhelfer*innen, Lehrer*innen, Ladenbesitzer*innen, Zahnärzt*innen, Sozialarbeiter*innen, Pflegekräfte, Lieferant*innen. Sie alle wollen daran erinnern, dass viele der essenziellen Jobs während der Corona-Krise auch von Immigrant*innen übernommen werden – und verhindern, dass diese Tatsache nach der Pandemie vergessen wird.

In den sozialen Netzwerken ging das Video innerhalb weniger Tage viral.

Während dieser Pandemie sind wir alle Menschen, die gegen einen gemeinsamen Feind kämpfen.

Die Idee für das Video stammt von Sachini Imbuldeniya und ihrem Kollegen Darren Smith, beide Kreative aus London. "Das Gedicht soll uns alle daran erinnern, dass eine große Anzahl der 'key workers' aus Schwarzen Familien und Familien ethnischer Minderheiten stammen", schreibt Imbuldeniya auf Instagram. Obwohl sie immer wieder Rassismus und Feindseligkeit erlebten, zeigten Immigrant*innen in der Corona-Krise Freundlichkeit und Solidarität, indem sie essenzielle Hilfe und Dienstleistungen erledigten. "Während dieser Pandemie sind wir alle zusammen Menschen, die gegen einen gemeinsamen Feind kämpfen."

Imbuldeniyas Mutter, die einst aus Sri Lanka nach Großbritannien kam, arbeitete mehr als 40 Jahre als Krankenschwester für das britische Gesundheitssystem. Als Smith sie für einen Artikel interviewte, inspirierte ihn ihre Geschichte zu dem Gedicht. You Clap For Me Now bezieht sich auch auf die Menschen, die jede Woche an ihren Fenstern oder auf ihren Balkonen stehend für die Helfer*innen in der Corona-Krise applaudieren. Wie die Huffpost UK berichtet, hätte Smith durch diese Aktion realisiert, dass sich etwas in der Gesellschaft verändere.

Auch nach der Pandemie nicht vergessen

Das Video soll dafür sorgen, dass wir auch nach der Pandemie nicht vergessen, wer uns in der Krise geholfen hat, so Imbuldeniya. "Wir müssen sicherstellen, dass wir niemals in eine Zeit zurückkehren, in der wir Menschen aufgrund ihrer Religion, ihres Berufs oder ihrer Hautfarbe ignoriert, verletzt oder nicht respektiert haben."

Hier könnt ihr das Gedicht noch mal in voller Länge lesen:

You Clap For Me Now

So, it’s finally happened,

That thing you were afraid of,

Something’s come from overseas,

And taken your jobs,

Made it unsafe to walk the streets,

Kept you trapped in your home.

A dirty disease,

Your proud nation, gone.

But not me. Or me.

Or me. Or me.

No, you clap for me now.

You cheer as I toil,

Bringing food to your family,

Bringing food from your soil.

Propping up your hospitals,

Not some foreign invader.

Delivery driver. Teacher. Life saver.

Don’t say ‘go home’,

Don’t say ‘not here’,

You know how it feels for home to be a prison,

You know how it feels to live in fear.

So you clap for me now.

All this love you are bringing,

But don’t forget when it’s no longer quiet,

Don’t forget when you can no longer hear the birds singing,

Or see clear waters, that I crossed for you,

To make lives filled with peace,

And bring peace to your life too.

Come all you Gretas,

You Malalas,

You immigrants,

See what we have learned.

It only takes the smallest thing,

To change the world.