Am Mittwoch zogen etwa 30.000 Menschen durch die Straßen der südafrikanischen Hauptstadt Pretoria. Sie hielten Schilder mit Aufschriften wie "Not my President" oder "The power of the people is stronger than the people in power" hoch. Die Protestierenden fordern den Rücktritt des amtierenden Präsidenten Jacob Zuma. Sie werfen ihm vor, Teil eines korrupten Systems zu sein und das Land wirtschaftlich zu ruinieren.

Neben Korruption in rund 800 Fällen wird ihm vorgeworfen,

  • wichtige Posten mit loyalen Vertrauten zu besetzen und Kritiker*innen aus dem Weg zu schaffen,
  • den Parteivorstand mit Unterstützer*innen zu bestücken,
  • den millionenschweren Ausbau seiner Privatresidenz mit Staatsgeldern finanziert zu haben,
  • auf die Unabhängigkeit der Strafverfolgung Einfluss zu nehmen und
  • eine unangemessen enge Beziehung zu einer mächtigen Industriellenfamilie zu pflegen.

Das korrupte Machtgeflecht habe inzwischen bedrohliche Ausmaße angenommen, sagte David Lewis, der Direktor der zivilgesellschaftlichen Anti-Korruptions-Organisation Corruption Watch gegenüber Deutschlandfunk. Südafrika entwickle sich zunehmend von einer Demokratie zu einer Kleptokratie.

Die Südafrikaner*innen fürchten auch um die wirtschaftliche Situation des Landes. Erst im April hatte Zuma den Finanzminister Pravin Gordhan aus dem Amt entlassen. Die Amtsenthebung sorgte für eine landesweite Empörungswelle, die Menschen schätzten Gordhan für seinen Kampf gegen Korruption. Wirtschaftlich ist das Land seit der Entlassung auf Talfahrt – Gordhan mit seiner strengen Haushaltsführung stand für die Stabilität des Landes. Nach seiner Entlassung setzten internationale Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit Südafrikas herab.

Sie ruinieren das Land. Und es wird noch schlimmer werden, wenn sich nicht bald etwas ändert." – Protestierende Thana Dzwane

Der 75-Jährige Jacob Zuma gehört zum alten Eisen des seit der Apartheid regierenden African National Congress (ANC). Zu Apartheid-Zeiten saß Zuma zusammen mit Nelson Mandela im Gefängnis auf Robben Island. Seit 2009 ist er Präsident des Landes. Eines der wichtigsten Anliegen des ANC ist black economic empowerment, der wirtschaftliche Aufstieg der schwarzen Bevölkerung. Seit Ende des Apartheid-Regimes hat sich inzwischen zwar eine schwarze Mittelschicht gebildet, die Ungleichgewichte innerhalb der Bevölkerung sind jedoch immer noch erschreckend hoch: So besitzen zehn Prozent der Südafrikaner*innen 90 Prozent der Reichtümer des Landes.

Doch die Bevölkerung hat den Glauben daran verloren, dass der amtierende Präsident ihre Situation verbessern wird: "Es geht um Zuma und seine Leute", sagte die 27-jährige Thana Dzwane The Guardian auf die Frage, warum sie an den Protesten teilnehme. "Sie ruinieren das Land. Und es wird noch schlimmer werden, wenn sich nicht bald etwas ändert."