Es ist wohl das hässlichste aller Gefühle. Selbst dem Hass, so destruktiv und gefährlich er auch sein kann, haftet in seiner Funktion als Kehrseite der monumentalen Liebe zumindest noch ein gewisses Lodern an. Aber Eifersucht? Eifersucht ist der piefige Jägerzaun unter den Emotionen.

Niemand gibt gern zu, eifersüchtig zu sein. Wer eifersüchtig ist, gilt als kleingeistig, unsicher, abhängig und erbärmlich. "Oft verdrängen wir die Eifersucht, weil sie so starke Schamgefühle auslöst", schreibt der Psychotherapeut Dr. Wolfgang Krüger in seinem Buch Eifersucht – selbstbewusster Umgang mit einem ungeliebten Gefühl.

Dabei gehört die Eifersucht genauso an den großen Tisch der Gefühle wie alle anderen negativen Emotionen und ist Teil des Menschseins. Ihr Ursprung sitzt in der Amygdala, dem Angst- und Gefahrenzentrum unseres Gehirns. Sie ist eine Anpassung der Evolution, die uns vor Verlusten schützen soll, und quasi eine instinktive Reaktion auf eine gefühlte Bedrohung.

Ganz entscheidend ist allerdings, was wir als Bedrohung empfinden und wie wir mit der Eifersucht umgehen.

Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.
Franz Grillparzer

Gründe für Eifersucht

Auslöser für Eifersucht gibt es unzählige, aber generell lässt sich sagen: Wir spüren sie dann, wenn uns jemand oder etwas am Herzen liegt und Verlustangst ins Spiel kommt. Anders als Neid, der den Wunsch nach etwas mit sich trägt, das wir noch nicht (erreicht) haben, geht es bei Eifersucht um die Angst, etwas zu verlieren, das uns wichtig ist – eine*n Partner*in zum Beispiel.

"Zunächst kann man davon ausgehen, dass alle Menschen Eifersuchtsgefühle kennen", sagt auch Dr. Wolfgang Krüger. "Immer, wenn wir den Verlust von Beziehungen befürchten müssen, sind wir eifersüchtig." Gibt es also überhaupt eifersuchtsfreie Beziehungen? "Eigentlich nicht, zur Liebe gehört immer ein wenig Eifersucht", meint Dr. Krüger, basierend auf seiner Erfahrung als Therapeut.

Die tieferliegenden Gründe dafür, ab wann wir was genau als Bedrohung empfinden und dann eifersüchtig werden, können unterschiedlich sein. Wie so oft liegen die Wurzeln teilweise in der Kindheit. Menschen, deren Eltern ihnen kein sicheres Bindungsgefühl vermittelt haben, sind später logischerweise deutlich leichter zu verunsichern – und fühlen sich in Beziehungen viel schneller bedroht.

Außerdem spielt selbstredend unsere Definition von Treue in Beziehungen eine Rolle. "Wie wir zur Eifersucht stehen, hängt immer davon ab, wie wir die Treue bewerten", sagt auch Dr. Krüger. Wem Monogamie superwichtig ist, der*die wird entsprechend heftiger auf gefühltes Fremdflirten reagieren – und umgekehrt.

Krankhafte Eifersucht verursacht Leid

Okay, ein bisschen Eifersucht hie und da ist also menschlich und gehört zum Leben. Aber es gibt auch Fälle, in denen diese Gefühle eskalieren. Darunter leidet dann nicht nur der*die Eifersüchtige, sondern vor allem der*die Partner*in. "Die massive Eifersucht ist ein schreckliches Gefühl, das an Krankheit grenzt", so Dr. Krüger. "Sie zerstört unsere innere Gelassenheit, oft stürzen wir in Gefühle der Verzweiflung."

Eifersüchtiges Verhalten kann die Beziehung zerstören. Der*die Eifersüchtige braucht dann nahezu permanente Rückversicherung, dass alles okay ist und er*sie nichts zu befürchten hat. Schlimmstenfalls führt Eifersucht zu einem immer stärkeren Kontrollbedürfnis, mitunter bis hin zu psychischer und körperlicher Gewalt.

Und das liegt vor allem im Herzen und in der Wahrnehmung der*des Eifersüchtigen, nicht am Verhalten der*des Partner*in. Anders gesagt: Egal, wie treu, loyal und vorbildlich sich jemand verhält – das unsichere Innenleben der*des Eifersüchtigen kann der*demjenigen einfach nicht glauben. Das ist unfassbar anstrengend und toxisch. Und so erstickt die Eifersucht langsam die Liebe und bestätigt sich dadurch irgendwann selbst. Ein Teufelskreis.

Was gegen Eifersucht hilft

Die Grundlagen einer glücklichen, stabilen und erfüllten Beziehung sind nun mal Vertrauen und Wertschätzung. Beide Partner*innen müssen davon ausgehen, dass es keine existenzielle Bedrohung von Außen gibt. Wenn das einer*einem von beiden partout nicht gelingt, weil Eifersucht und Verlustangst zu stark sind, kann professionelle Hilfe durch eine*n Therapeut*in sinnvoll sein.

"Wir müssen soziale Wurzeln haben, damit wir uns im Leben sicher und geborgen fühlen. Wir müssen insbesondere dem Partner vertrauen können", schreibt auch Dr. Krüger. Gleichzeitig brauche aber jede Beziehung ebenso Freiheit und Anregungen von Außen. Freundschaften würden eine Beziehung beleben und für frische Luft sorgen. Und dafür, das nicht als Bedrohung zu empfinden, seien ein solides Selbstbewusstsein und genügend Eigenständigkeit wichtig.

"Wir sollten traumatische Kindheitserlebnisse aufarbeiten, damit sie nicht als Störungspotenzial in die Beziehung hineinwirken, und viel in die Partnerschaft investieren, damit wir die Nähe des anderen spüren", rät Dr. Krüger. "Gleichzeitig ist es wichtig, sich um die eigene Lebensgestaltung zu kümmern, weil die destruktive Eifersucht immer mit einer Vernachlässigung des eigenen Lebens einhergeht."

Um Eifersucht zu überwinden, braucht es neben Vertrauen und eventuell therapeutischer Hilfe insbesondere Zeit, Geduld, gute Kommunikation und eine nachhaltige Veränderung verinnerlichter, falscher Glaubenssätze. Dann hört die Eifersucht am großen Tisch der Gefühle tatsächlich irgendwann auf, mit dem Essen um sich zu werfen und der Liebe auf den Teller zu spucken.

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