Weil wir zu viel CO2 produzieren, erwärmt sich das Klima täglich. Diese Ingenieure saugen das Treibhausgas aus der Luft und verkaufen es.

Mitten im Schweizer Bergpanorama steht es: 18 durch Röhren verbundene Metallboxen und drei Schiffscontainer auf dem Dach einer Müllverbrennung. Riesengroß und fast futuristisch wirkt die Anlage. So groß wie ein Zweifamilienhaus. Alles in allem sieht es nach Lüftungsanlage aus. Doch dieses Ding stößt keine Luft aus, sondern zieht sie hinein – wie ein Staubsauger.

Die Filter der Anlage binden das CO2, das anschließend bei hohen Temperaturen wieder gelöst und abgesaugt wird. Die Energie dafür stammt zu einem großen Teil aus der Abwärme der Müllverbrennunsanlage, auf der es steht. Das so gewonnene Kohlendioxid wird an eine benachbarte Großgärtnerei verkauft. Durch eine unterirdische Rohrleitung strömt das Gas in ein Gewächshaus, wo damit Gurken und Tomaten gedüngt werden.

Nachdem die Luft die Boxen durchströmt hat, enthält sie nur noch halb so viel CO2 wie zuvor. Ende Mai ist die Anlage in Hinwil (Kanton Zürich) in Betrieb gegangen und soll jährlich 900 Tonnen Kohlendioxid aus der Luft holen. Das entspricht dem Ausstoß von hundert Menschen in Deutschland im Jahr.

Schweizer Start-up Climework

Hinter dieser Idee steckt das Schweizer Start-up Climeworks. Die beiden Gründer Jan Wurzbacher und Christoph Gebald lernten sich mit 20 an der Universität in Zürich kennen. Sie mussten gezwungener Maßen miteinander sprechen, da die Deutschen das Schweizerdeutsch der anderen Kursteilnehmer*innen nicht verstanden. Sie wurden beste Freunde und Geschäftspartner.

Mit ihrer Geschäftsidee wollen die Maschinenbauer nichts geringeres, als zur Lösung der Klimaerwärmung beitragen. Gebald sagt dazu gegenüber die ZEIT: "Es ergibt heute total viel Sinn, dass Jan und ich uns damals kennengelernt haben." Ihre Ziele dabei sind nicht bescheiden: Ein Prozent der globalen CO2-Emissionen will das Start-up bis ins Jahr 2025 aus der Luft filtern. Nicht alles wollen sie weiterverkaufen. Ein Teil des Gases soll ganz verschwinden. Während in der Schweiz schon CO2 gesaugt und reingewaschen wird, bauen die Ingenieure in Island derzeit an einer neuen Anlage mit der sie das Kohlendioxid versteinern wollen.

Ein Prozent der globalen CO2-Emissionen will das Start-up bis ins Jahr 2025 aus der Luft filtern

Die Medien feiern ihre Idee, doch das Konzept ist nicht unumstritten. Manche Wissenschaftler*innen sprechen von "negativen Emissionen", wenn Kohlendioxid auf diese Weise aus der Atmosphäre entfernt würde und kritisieren diesen Ansatz gegen die Erderwärmung. Laut Kritiker*innen wäre es wichtiger, Emissionen grundsätzlich zu senken und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel zu finanzieren.

Egal, wie man dem Projekt gegenüber steht, eine radikale Reduktion des Treibhausgas-Ausstoß auf der ganzen Welt bleibt auch trotz Staubsaugertaktik unausweichlich. Die CO2-Filter-Anlage könnte aber die Diskussion darüber ein Stück voranbringen.