Das Waking Life in Asheville, North Carolina, scheint auf den ersten Blick ein Ort zum Wohlfühlen zu sein: Helle Holzmöbel, lauschige Sofas, exklusiver Eiskaffee aus Bierflaschen – Hipsterschick deluxe. In ihrem Manifest behaupten die beiden Besitzer zudem, Gastfreundschaft und Inklusion gehe ihnen über alles.

Jetzt stellt sich allerdings heraus, dass das Waking Life seit der Öffnung 2009 alles andere als eine Comfort Zone gewesen ist – schon gar nicht für Frauen. Die Besitzer Jared Rutledge und Jacob Owens haben ihren Laden auch genutzt, um Frauen aufzureißen, berichtet die lokale Seite Ashevilleblog.

Pick-up-Artists, mit welchen Tricks sie Frauen ins Bett lockten.

Screenshot von der "Holistic Game"-Website

"Holistic Game" hieß die Seite, die inzwischen offline, aber in Archiven noch immer auffindbar ist – ihr Claim: "Putting sweet D in the tender V since 2013". Rutledge listete dort penibel auf, mit welchen Frauen er zuletzt geschlafen hatte. Owens gab in einer Podcast-Folge sogar zu, mit einer Frau Sex unter der Dusche gehabt zu haben, während sie unter Drogeneinfluss stand und nicht eindeutig ihre Zustimmung geben konnte, wie Jezebel berichtet.

Screenshot des Twitter-Accounts von "Holistic Game"

Shitstorm!

Das Blog Jaredandjacbsaid kam vergangene Woche dahinter, dass es sich bei den Podcast-Betreibern um die beiden Café-Besitzer handelte. In der 72.000-Einwohner-Stadt wurde die Sache schnell publik. Zwei Café-Angestellte haben laut Ashvegas gekündigt, mehrere Geschäftspartner haben die Kaffeeprodukte des Waking-Life-Duos aus dem Sortiment genommen. Eine Petition ruft zum Komplettboykott der Produkte auf, sie hat bereits über 4800 Unterzeichner.

Die Café-Besitzer haben ihren Laden vorerst geschlossen und eine ausführliche Entschuldigung veröffentlicht. In der kündigen sie an, zum Jahresende eine Spende an Our Voice abtreten zu wollen. Doch die Anlaufstelle für Vergewaltigungsopfer steuert dagegen: Von dem Duo werde sie keine Spende annehmen. Im Ashevilleblog haben sich zudem zwei Frauen geäußert, die von den Betreibern angemacht wurden. Auf Yelp und Facebook hagelt es harsche Kritiken. Das eklige Zweitprojekt der Herren schlägt ihnen zu Recht gehörig um die Ohren.

Pick-up-Communitys: Pseudo-wissenschaftlicher Bullshit

Selbsternannte Pick-up-Artists gibt es überall. Sie tauschen sich in Seduction-Communitys über unterschiedliche Strategien aus, wie Mann ein positives Bild bei Frauen erzeugt mit dem Ziel, sie abzuschleppen. In der Regel verwenden sie für ihre ausschweifenden pseudo-wissenschaftlichen Ergüsse ein eigenes Vokabular, in das man sich hier ein wenig einlesen kann.

Inzwischen werden sogar Kurse angeboten. Der Coach Julien Blanc sorgte 2014 für einen Shitstorm, weil er in einem Video zur sexuellen Gewalt gegen Frauen aufrief. Seinen Kurs in Deutschland sagte er daraufhin ab.