Zack, schon wieder bin ich rausgeflogen aus dem Zoom-Meeting. Wenigstens habe ich diesmal die letzten Sätze des Profs noch verstanden, bevor ich endgültig den Kampf gegen die bröckelnde Internetverbindung verloren habe. So viel Glück ist selten. Zwar checke ich vor jeder Vorlesung meine Verbindung, am Ende beherrscht dennoch die höhere Gewalt den Uni-Alltag.

Ständig gibt's Abbrüche und Unterbrechungen, jedes Mal hat jemand sein Mikro nicht an oder so laut gestellt, dass die restlichen Teilnehmer*innen nicht zu verstehen sind. Die virtuellen Konferenzen und Skype-Lernmeetings, die meine Kommiliton*innen und ich seit Monaten mitmachen, sind zäh.

Mittlerweile warte ich mit dem Materialien-Download vorsorglich bis Mittag. Oder ich klinke mich nachts um zwei Uhr ein; aber auch nur, wenn ich echt lustig drauf bin. Oder verzweifelt.

Wenn bei der Kommunikation mal alles klappt, dann ist es ein total überlasteter Uni-Server, der den Studierendenalltag erschwert. Nach den Vorlesungen versuchen Tausende Kommiliton*innen, zeitgleich Materialien abzurufen. In der Regel kapituliert der Server bei so vielen Anfragen. Mittlerweile warte ich mit dem Materialien-Download vorsorglich bis Mittag. Oder ich klinke mich nachts um zwei Uhr ein; aber auch nur, wenn ich echt lustig drauf bin. Oder verzweifelt.

Schlimmer noch als die technischen Mankos ist für meine Kommiliton*innen und mich aber, dass unser Miteinander urplötzlich so stark runtergefahren wurde. Wir konnten weder in Vorlesungen noch in Seminaren noch bei Partys Kontakt knüpfen und halten. Der persönliche Austausch fehlt. Vor allem für die Erstsemester muss es bitter gewesen sein, in eine neue Stadt zu ziehen und dann nicht mal bei den obligatorischen Ersti-Partys Anschluss zu finden. Bei zweieinhalbstündigen Orientierungsprüfungen und Testaten konnten wir uns wenigstens über unsere Masken hinweg kurz in die Augen schauen, ehe Helfer*innen-Teams uns wieder für möglichst wenig Kontakt auseinander schoben.

Nun droht eine zweite Corona-Welle, die wichtigen Hygienemaßnahmen werden uns weiterhin auf Abstand und in der Online-Uni halten. Das ist notwendig und natürlich gibt es auch positive Aspekte.

Wir studieren nach eigenen Regeln und dadurch entspannter

Weil die Fahrtzeiten entfallen, lässt sich der Alltag nun etwas freier gestalten. Mit einer Freundin habe ich eine angenehme Routine entwickelt: Montagmorgens treffe ich mich mit ihr zu knusprigen Croissants und Kaffee auf der Couch. Ganz entspannt plauschen wir ausgelassen über alles mögliche (und Corona) und stürzen uns dann gemeinsam ins Uni-Leben. Unser Treffen hat den positiven Effekt: Wir starten gelassener in den Uni-Alltag. Es fühlt sich so an, als hätten wir mehr Kontrolle, als würden wir die Regeln festlegen.

Inzwischen haben wir sogar schon Onlineklausuren miteinander geschrieben. Während wir sonst meterweit voneinander im Hörsaal gesessen hätten, haben wir uns jetzt gegenseitig unterstützt. Zu zweit Bücher und Mitschriften zu durchstöbern, darüber zu diskutieren und uns gegenseitig Hinweise zu geben – das hat uns einerseits effizienter arbeiten lassen. Und ich glaube, durch die Teamarbeit hat jede von uns mehr gelernt als ohneeinander.

Haare glätten, Wimpern zurechtbiegen? Nö, einfach Kamera aus und gut ist.

Was außerdem entfällt: der latente Druck, sich ums Aussehen Gedanken zu machen. In meinem Uni-Umfeld gibt es ihn noch, den unausgesprochenen Battle ums Aussehen. Es gibt noch die Marken-Träger*innen, die auf dem Uni-Vorplatz leicht abfällig den Rest mustern, der in Jacken aus der letzten Wintersaison angehetzt kommt und es nicht mehr geschafft hat, das Gesicht unter Puder- und Concealerschichten zu verstecken.

Zwar kann man sich den Blicken selbstbewusst stellen und denken: So what? Es tut aber auch gut, sich dem Battle einfach komplett zu entziehen. Haare glätten, Wimpern zurechtbiegen? Nö, einfach Kamera aus und gut ist. Von mir aus kann das alles noch ein Semester so weitergehen.